Internationale Hilfe für Libanon läuft an
BZ Frankfurt – Bei der Bewältigung der Explosionskatastrophe in Beirut ist der von einer schweren Wirtschaftskrise geplagte Libanon auf Hilfe aus dem Ausland angewiesen. EU-Kommission, Internationaler Währungsfonds (IWF) und Weltbank boten gestern wirtschaftliche Hilfe. Die Regierung hatte um Unterstützung gebeten und erklärt, ohne finanziellen Beistand die Folgen kaum bewältigen zu können.Bei der Explosion in einer Lagerhalle im Hafen der libanesischen Hauptstadt waren am Dienstag mindestens 145 Menschen getötet und mehr als 5 000 verletzt worden. Dabei wurden weite Teile Beiruts zerstört. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sagte bei einem Besuch in der Stadt, eine schnelle Reaktion sei nötig, denn der Libanon stecke bereits seit längerer Zeit in einer politischen und wirtschaftlichen Krise. Dem Land machen eine andauernde schwere Wirtschaftskrise und hohe Arbeitslosigkeit zu schaffen. Die Bevölkerung ächzt zudem unter den Folgen einer Hyperinflation: Im Juni lag die Teuerungsrate bei 90 %. Mit einer Schuldenquote von mehr als 150 % zum Bruttoinlandsprodukt ist der Libanon relativ zur Wirtschaftskraft eines der am höchsten verschuldeten Länder der Welt.Libanons Wirtschaftsminister Raoul Nehme wies auf die beschränkten Mittel zur Bewältigung der Katastrophe hin. “Die Kapazität des Staates ist sehr begrenzt, ebenso wie die der Zentralbank und der Banken”, sagte er dem TV-Sender Sky News Arabia. Eine Zusammenarbeit mit dem IWF sei der einzige Ausweg. Beiruts Gouverneur Marwan Abbud schätzte die Kosten der Katastrophe einschließlich der Verluste von Unternehmen auf bis zu 15 Mrd. Dollar.Die EU hat bereits mehr als 100 Feuerwehrleute und ein Marineschiff mit medizinischer Ausrüstung in den Libanon entsandt. Die Brüsseler Behörde stehe beim wirtschaftlichen Wiederaufbau für Handelsvergünstigungen und Zollerleichterungen bereit, sagte Kommissionschefin Ursula von der Leyen nach einem Telefonat mit dem libanesischen Ministerpräsidenten Hassan Diab. Die EU wolle den Libanon zudem bei Verhandlungen mit internationalen Finanzinstitutionen über weitere Wirtschaftshilfen unterstützen.Die Weltbank erklärte sich bereit, beim Zusammenbringen der Wiederaufbaufinanzierung mitzuwirken. IWF-Chefin Kristalina Georgiewa sagte, der Währungsfonds prüfe “alle möglichen Wege, um die Bevölkerung zu unterstützen”. Zugleich mahnte sie Reformen an. Wegen der Wirtschaftskrise liefen schon vor der Explosion Gespräche mit dem IWF für ein Rettungspaket, das vermutlich mehrere Mrd. Dollar umfassen würde. Auch Macron forderte Reformen und verwies insbesondere auf den Kampf gegen Korruption.