Iren erwägen Umzug nach Britannien

Finanzdienstleister drängen in die andere Richtung - Zu wenig Wohnungen

Iren erwägen Umzug nach Britannien

hip London – Die Irish Exporters Association (IEA) hat davor gewarnt, dass irische Firmen erwägen, ihre Produktion nach Großbritannien zu verlegen, um Zollschranken nach dem Brexit zu vermeiden. Unterdessen riet die Exportförderungsagentur Enterprise Ireland den Firmen dazu, sich auf einen “harten” Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Staatengemeinschaft einzustellen. “Der britische Markt ist für manche Unternehmen so wichtig, dass sie möglicherweise damit anfangen müssen, ihre Produkte dort herzustellen, um Handelsbarrieren zu vermeiden”, sagte IEA-Chef Simon McKeever dem “Irish Independent”. Wenn es wirklich zum Brexit komme und sie ihren Marktanteil aufrechterhalten wollten, bräuchten sie mehr Personal im Vereinigten Königreich. “Unternehmen müssen langfristig planen. Wenn man befürchtet, dass Großbritannien die EU verlässt, geht es nicht so sehr um den Wechselkurs, sondern um Zölle und unsichtbare Handelsbarrieren”, sagte McKeever. Wenn man 25 % bis 40 % seines Geschäfts im Vereinigten Königreich mache und dort kostengünstiger produzieren könne, die Regierung dort die Ansiedlung von Firmen in Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit fördere, lohne es sich, über eine Verlagerung nachzudenken. Dem Vernehmen nach sprechen britische Wirtschaftsförderungsagenturen Betriebe der Nahrungsmittelbranche gezielt an. Mehr als die Hälfte der irischen Lebensmittelexporte geht ins Vereinigte Königreich. Vorbereitung auf Hard BrexitJulie Sinnamon, die Chefin von Enterprise Ireland, hat aus den Reihen der von ihrer Agentur geförderten Firmen noch nichts von Plänen gehört, Personal oder Produktion nach Großbritannien zu verlegen. “Wir müssen uns auf einen ,Hard Brexit` vorbereiten”, riet sie den irischen Firmen. Wenn das Ergebnis der Verhandlungen besser ausfalle, sei das gut, man müsse aber auf alles gefasst sein. So sah es auch Arbeitsministerin Mary Mitchell O’Connor.Unterdessen wuchs das Interesse von Firmen der britischen Finanzbranche am Standort Irland. Irish Life Investment Managers (ILIM) hat seit dem EU-Referendum nach eigenem Bekunden mehr als 50 Anfragen von Unternehmen erhalten, die einen Teil ihres Geschäfts auf die Grüne Insel verlegen wollen. Dabei handele es sich vor allem um Finanzdienstleister, sagte Managing Director Patrick Burke, ohne Namen zu nennen.ILIM will in diesem Jahr reichlich neue Büroflächen in Dublin an den Mann bringen. Irland müsse konkurrenzfähig bleiben. Es gebe nicht genug Wohnungen, die Infrastruktur lasse zu wünschen übrig. “Alternativen wie Frankfurt und Luxemburg fangen an, attraktiv zu erscheinen, weil sie über die Infrastruktur verfügen, um große Unternehmen zu unterstützen”, zitiert ihn die “Irish Times”.