Irland winkt besseres Rating

Standard & Poor's: Aufschwung in Gang gekommen - Schnellerer Schuldenabbau möglich

Irland winkt besseres Rating

Nach der Herabstufung Italiens am Donnerstag auf “BBB” mit negativem Ausblick hat Irland unter den PIIGS-Staaten bei Standard & Poor’s mittlerweile die beste Bonitätsnote. Die Ratingagentur stuft den Inselstaat mit “BBB+” ein, jetzt mit positivem Ausblick. Bis 2015 könnte der “keltische Tiger” von einst die “A”-Ebene wieder erreichen.ste London – Ungeachtet der im ersten Quartal überraschend um 0,6 % geschrumpften Wirtschaftsleistung Irlands und des vom nationalen Statistikamt auf 0,2 % von 0,9 % revidierten Wachstums im vergangenen Jahr (vgl. BZ vom 28. Juni) stellt die Ratingagentur Standard & Poor’s (S & P) dem Inselstaat nun eine Hochstufung der Bonitätsnote in Aussicht. Wie S & P mitteilte, wurde der Ausblick für das “BBB+”-Rating von “stabil” auf “positiv” angehoben. Es bestehe eine Wahrscheinlichkeit von mehr als einem Drittel, dass das seit Ende 2010 von internationalen Kreditgebern gestützte Land seine Schulden schneller abbauen und fiskalische Ziele schneller erreichen könne als derzeit erwartet.Irlands wirtschaftlicher Aufschwung sei “in Gang gekommen”, urteilten die Bonitätsprüfer. Zwar sei mit einem langsamen Wachstum in diesem und im kommenden Jahr zu rechnen, die Wirtschaft sende jedoch wie mit der inzwischen sinkenden Arbeitslosenrate Signale der Stabilisierung: Die saisonbereinigte standardisierte Erwerbslosenquote habe im Juni bei 13,6 % gelegen nach 15,1 % Anfang 2012. S & P geht auch davon aus, dass bei den Häuserpreisen in diesem Jahr die Talsohle erreicht wird. Sollte sich die Auslandsnachfrage erholen, könne Irlands Aufschwung schneller verlaufen. Die potenzielle Wachstumsrate wird angesichts einer günstigen demografischen Struktur, der Offenheit und der flexiblen Arbeits- und Produktmarktstrukturen oberhalb von 2 % angesiedelt. SchuldenerleichterungMit dem positiven Ratingausblick zeigt S & P eine Wahrscheinlichkeit von “mehr als eins zu drei” an, dass die Bonitätsnote innerhalb der kommenden zwei Jahre angehoben wird. Bis Februar wurde die Kreditwürdigkeit drei Stufen oberhalb des sogenannten Ramschniveaus noch mit einem negativen Ausblick bewertet. Damals erreichte die Regierung eine Vereinbarung mit der heimischen Zentralbank zur Verringerung der kurzfristig erdrückenden Zins- und Tilgungslasten aus Bankverbindlichkeiten. Die Vereinbarung, der von europäischer Seite nicht widersprochen wurde, sieht den Austausch von Schuldscheinen (“Promissory Notes”) im Wert von 28 Mrd. Euro vor, welche die irische Regierung der inzwischen liquidierten Anglo Irish Bank zur Verfügung gestellt hatte und die als Sicherheit für Notfall-Liquiditätshilfen (ELA) an die Zentralbank von Irland verpfändet worden sind. Der Schuldendienst hätte in den kommenden Jahren jährliche Zahlungen von 3,1 Mrd. Euro vorgesehen. Der irische Regierungschef Enda Kenny sprach von einem “historischen Schritt auf dem Weg zum Aufschwung” (vgl. BZ vom 8. Februar).S & P geht auf Basis gegenwärtiger Wachstums- und Haushaltsannahmen davon aus, dass die Nettoschuldenlast Irlands in diesem Jahr bei 122 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) ihren Höhepunkt erreichen und bis 2016 auf 112 % zurückfallen wird. Die Ratingagentur hob den “starken Konsens” unter den größten politischen Parteien des Landes mit Blick auf fiskalische Konsolidierung, wirtschaftliche Flexibilität, Wettbewerbsfähigkeit und Offenheit hervor. Regulatorische und rechtliche Rahmenbedingungen habe Irland seit 2010 verbessert. FinanzrisikenGleichwohl verweisen die Bonitätsprüfer trotz des Leistungsbilanzüberschusses auch auf die weiterhin bestehende Anfälligkeit Irlands für externe Finanzierungsrisiken. Der Bankensektor, der mit einer Quote von mehr als 25 % noch einen hohen Anteil von Problemkrediten in den Büchern stehen hat, habe erst vor kurzem wieder an die Finanzmärkte zurückgefunden und auch nur unbesicherte Schuldtitel begeben. Der Zugang des irischen Privatsektors zur Marktliquidität sei “noch fragil”.Die Bonitätseinschätzungen Irlands gehen nach wie vor weit auseinander. Moody’s stuft Irlands langfristige Verbindlichkeiten auf Ramschniveau ein, wenn auch als einzige Ratingagentur. Der Ratingausblick ist zudem negativ.