Italiens Industrie sticht mit Produktionsplus heraus
Italiens Industrie sticht mit Produktionsplus heraus
Lieferprobleme in Deutschland nehmen ab
ba Frankfurt
Italiens Industrie ist im August die einzige in den größten Euro-Volkswirtschaften, die die Produktion hochgefahren hat. Die Ausweitung ist aber wohl nicht stark genug, um die erwartete Gegenbewegung nach dem unerwartet kräftigen Rückgang im Vormonat der gesamten Industrie im Euroraum zu verhindern. Prognostiziert wird ein Fertigungsplus von 0,2% zum Vormonat, nachdem im Juli die Euro-Industrie den Ausstoß um 1,1% gedrosselt hat. Im Jahresvergleich steht der Voraussage von −3,5% ein vorheriger Wert von −2,2% gegenüber. An diesem Freitag berichtet das europäische Statistikamt Eurostat über die Entwicklung.
Laut dem Statistikamt Istat stieg die Gesamtfertigung der italienischen Industrie im August um 0,2% im Monatsvergleich. Ökonomen hatten ein Minus von 0,3% vorausgesagt. Deutliche Zuwächse verzeichnete vor allem die Pharmabranche, gefolgt von den Bereichen Chemie, Computer, Elektronik und Optik. Der Jahresvergleich überraschte mit einem kalenderbereinigten Rückgang um 4,2% gleichfalls positiv, da Experten mit −5,0% gerechnet hatten. Frankreichs Industrie hatte die Produktion um 0,3% im Monatsvergleich gedrosselt, in Spanien gab es ein Minus von 0,8% und in Deutschland von 0,2%. Die größte Euro-Volkswirtschaft gilt wegen der starken Abhängigkeit vom Welthandel und dem hochgradig zyklischen Produktmix aus Autos, Chemikalien und Werkzeugmaschinen häufig als Indikator für den Gesamtzyklus der Eurozone.
Besonders in den Bereichen Automobil und Maschinenbau allerdings sind die Lieferschwierigkeiten hierzulande noch weit über ihren langjährigen Mittelwerten. In der Gesamtheit der Industrie haben die Materialknappheiten im September weiter abgenommen.
In der aktuellen Ifo-Umfrage klagten 24,0% der Befragten über Probleme, im August waren es noch 24,4%. „Die Situation entspannt sich“, sagt Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo Umfragen. Im gewichtigen Automobilbau ist mit knapp 53% die Situation immer noch am problematischsten. In allen anderen Branchen liegt der Anteil unter 40%, meist sogar unter 20%, wie es beim Ifo heißt. Merklich über dem langfristigen Mittelwert liegt der Anteil an Firmen mit Problemen bei der Materialbeschaffung in den Bereichen Maschinenbau (36,3%) und Datenverarbeitungsgeräte (36,4%). Als sorgenfrei bezeichnen die Münchener Wirtschaftsforscher die Getränkeindustrie (1,3%), das Papiergewerbe (0,2%) sowie die Hersteller von Lederwaren (0%).