Italiens Industrie trifft es am härtesten

Produktion in Euroland stürzt im März zweistellig ab

Italiens Industrie trifft es am härtesten

ba Frankfurt – Im März ist die Industrieproduktion in der Eurozone kräftig eingebrochen. Dies war absehbar, weil die großen Euro-Länder Rekordrückgänge vermeldet hatten. Laut dem Statistikamt Eurostat haben die Unternehmen im gemeinsamen Währungsraum 11,3 % weniger hergestellt als im Vormonat. Ökonomen hatten nach dem Minus von 0,1 % im Februar allerdings mit einem etwas heftigeren Absturz um 12,5 % gerechnet. Im Jahresvergleich wurde die Fertigung um 12,9 % gedrosselt. Zudem revidierten die Luxemburger Statistiker den Vormonatswert von – 1,9 % auf – 2,2 % nach unten.Da der Lockdown in zahlreichen Ländern erst im Verlauf des März in Kraft getreten ist, erwarten sie, dass die Fertigung im April einen noch drastischeren Absturz zeigen wird. Zudem haben die in den einzelnen Ländern unterschiedlich ausgeprägten Schutzmaßnahmen zu einer großen Bandbreite bei den Produktionsdaten geführt. In Italien, das unter den großen Euro-Volkswirtschaften als erste in den Krisenmodus geschaltet und die Fabriken komplett stillgelegt hat, ist die Industrieproduktion um 28,4 % im Monatsvergleich gestürzt. Italien ist neben Frankreich das Land im Euroraum, das am härtesten vom Coronavirus getroffen wurde. In Frankreich hat die Indus-trie ihren Output um 16,4 % gedrosselt. In Spanien sackte der Output um 11,9 % ab.Die in Deutschland ergriffenen Schutzmaßnahmen waren im europäischen Vergleich nicht ganz so umfangreich, so dass die Industrie im Monatsvergleich 11,2 % weniger gefertigt hat (vgl. BZ vom 8. Mai). In den Niederlanden und Finnland hingegen waren die Einschränkungen ähnlich, allerdings hat die Produktion dort nicht ganz so heftig gelitten: Laut Eurostat verzeichneten die Niederlande einen 0,8 % geringeren Output als im Vormonat, wohingegen die finnische Industrie 1,9 % mehr herstellte als im Monat zuvor. Auch Griechenland, das einstige Sorgenkind des Euroraums, konnte eine um 1,9 % gesteigerte Fertigung verzeichnen, wie Eurostat vermeldete.Vom geringen April-Niveau aus erwartet Carsten Brzeski, Chefökonom bei ING Deutschland, eine signifikante Erholung, wenn die Fabriken wieder arbeiten – in Abhängigkeit von der Geschwindigkeit der Lockerungsmaßnahmen in den einzelnen Ländern, den unterbrochenen Lieferketten, dem Wiederanlaufen der Weltwirtschaft und der Nachfrage, die sicher geringer sein werde als vor der Corona-Pandemie. Die Probleme der Euro-Industrie seien dann aber bei Weitem nicht ausgestanden. Produktionsniveaus, wie sie noch 2017 zu sehen waren, werde es lange Zeit nicht mehr geben, mahnte Brzeski.