EUROLANDS VERBRAUCHER RETTEN DEN AUFSCHWUNG

Italiens Konsum hinkt EU-Ländern hinterher

Verunsicherung der Verbraucher hemmt Wirtschaftsaufschwung - Hohe Arbeitslosigkeit belastet

Italiens Konsum hinkt EU-Ländern hinterher

tkb Mailand – Nach einer Aufhellung des Verbraucherklimas zu Jahresbeginn hat sich die positive Entwicklung wieder abgeschwächt. Der vom statistischen Amt Istat berechnete Index sank von 108,0 im April auf 105,7 im Mai. Ausschlaggebend für die Eintrübung sind weitere Verzögerungen der Steuerreform und die durch die Zwistigkeiten innerhalb der großen Parteien entstandene, neuerliche politische Verunsicherung. Zweifellos haben auch geopolitische Gründe, die anhaltenden Konflikte zwischen Russland und der Ukraine, die Unruhen im Nahen Osten, das Flüchtlingsproblem und nicht zuletzt die Griechenland-Krise zu einer Klimaverschlechterung beigetragen. Schließlich bewerten die Verbraucher auch die gegenwärtige Wirtschaftsentwicklung negativer als noch vor wenigen Monaten. Was das Geschäftsklima anbetrifft, haben sich die Einschätzungen der Industrie- und Bauunternehmer im Mai leicht verschlechtert. Die entsprechenden Indizes sanken zum Vormonat von 104 auf 103,5 bzw. von 113,3 auf 111,8 Punkte. Bei den Dienstleistern kam es zu einer leichten Verbesserung des Auftragsklimas. Moderates WachstumNach einer dreijährigen Rezession bzw. Stagnation soll Italiens Wirtschaft im laufenden Jahr um 0,7 % und 2016 um 1,6 % wachsen. Das sind die in der mittelfristigen Finanzplanung der Regierung nach oben korrigierten und von den meisten Wirtschaftsforschern geteilten Wirtschaftsprognosen. Auch wenn es in Italien zu einer Trendwende kommt, wächst die Wirtschaft langsamer als im EU-Schnitt. Auch der private Konsum bleibt mit einem veranschlagten Plus von 0,8 % bzw. 1,2 % 2015 und 2016 unter dem EU-Schnitt.Paolo Mameli, Chefökonom bei Banca Intesa Sanpaolo, erwartet für 2015 nur eine Verbrauchsbelebung von 0,5 %. In der ersten Jahreshälfte werde der Konsum schwächer bleiben als erwartet: Die anhaltend hohe Arbeitslosenquote (12,4 %) wirke sich negativ auf den Verbrauch aus. Sowohl die gesunkenen Energiepreise als auch die Auswirkungen der Arbeitsmarktreform “Jobs Act” werden erst im zweiten Halbjahr zur Konsumbelebung beitragen. Ein weiterer Grund für die verzögerte Konsumbelebung liegt auch in der allgemeinen Verunsicherung an der Steuerfront. Diese führt dazu, dass die Sparquote zulasten des Verbrauchs zunimmt. Zwar ist der Anteil des Konsums am Bruttoinlandsprodukt mit gut 60 % in Italien recht hoch, doch ist er geringer als etwa 2011.Eine positive Entwicklung verzeichnet die Pkw-Nachfrage am Inlandsmarkt. In den ersten fünf Monaten 2015 legten die Neuzulassungen um 15,2 % auf 725 516 Fahrzeuge zu. Damit lag Italien über dem EU-Schnitt, aber unter demjenigen in anderen südeuropäischen Ländern. Laut dem Kfz-Importeurverband Unrae handelt es sich nach einer dreijährigen Absatzkrise primär um den Ersatzbedarf. Die in den Jahren 2006/7 verzeichneten Rekordvolumina am Binnenmarkt von 2,5 Millionen Pkw werden laut Experten in den nächsten drei Jahren nicht erreicht werden.