IW: Deutschen Firmen droht Chaos
ks Frankfurt – Trotz der zunehmenden Gefahr eines harten, ungeregelten Austritts Großbritanniens aus der Europäischen Union (EU) mangelt es in der deutschen Wirtschaft noch an Vorkehrungen für ein solches No-Deal-Szenario und das dann drohende Chaos. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) unter Unternehmen aus Industrie und industrienahen Dienstleistungen. Für das IW ist das Resultat ein knappes halbes Jahr vor dem Brexit “besorgniserregend”.Die umsatzgewichteten Zahlen aus der Umfrage von September und Oktober 2018 zeigen laut IW: Rund 60 % der Unternehmen haben bisher keinerlei Vorbereitungen für ein No-Deal-Szenario getroffen. Weitere knapp 25 % haben lediglich geringe Anstrengungen unternommen. “Damit haben mehr als fünf von sechs Firmen (84,7 %) unzureichende Vorkehrungen ergriffen”, betont das arbeitgebernahe Forschungsinstitut. Nur 14 % der Unternehmen hätten sich nach eigenen Angaben in mittlerem oder hohem Umfang vorbereitet. Spürbare KostenObwohl die Mehrheit der befragten Firmen keine intensiven Handelsbeziehungen mit Partnern im Vereinigten Königreich pflegt, könnten einige der Unternehmen auch indirekt über ihre Lieferkette betroffen sein, streicht das IW warnend heraus. Denn ohne Übergangsfrist würde es nach dem 29. März 2019 über Nacht zu einem harten Brexit kommen – also vor allem zur Wiedereinführung von Zöllen und Grenzkontrollen. Zumindest anfänglich droht laut IW zudem rechtliches Chaos, weil in vielen Bereichen nicht klar wäre, welche Regeln für grenzüberschreitende wirtschaftliche Transaktionen gelten würden. “Die Kosten der Unsicherheit und von neuen Handelshemmnissen wären auf beiden Seiten des Ärmelkanals deutlich spürbar”, befürchtet das Kölner Institut.Das IW schließt nicht aus, dass manche Unternehmen glauben mögen, dass bis Ende März 2019 noch genügend Zeit bleibt, um die Vorbereitungen zu beginnen oder zu intensivieren. Auch könnte möglich sein, dass einige Firmen noch abwarten, ob es nicht doch zu einer Einigung zwischen der EU und Großbritannien kommt. Doch könnten die dann verbleibenden wenigen Monate zur Vorbereitung für viele Unternehmen zu kurz sein, befürchtet das IW. So schienen die Ergebnisse des Europäischen Rates von Mitte Oktober darauf hinzudeuten, dass vor Dezember keine Kompromisse zu erwarten seien. Zudem sei zu berücksichtigen, dass die Kapazitäten von externen Beratungsfirmen begrenzt seien, die für manche Unternehmen unentbehrlich sind, um alle wichtigen firmenspezifischen Maßnahmen für ein No-Deal-Szenario vorbereiten zu können.