IW: Geringere Arbeitszeit kostet Wohlstand
IW: Geringere Arbeitszeit
kostet Wohlstand
Alle Altersgruppen wollen mehr Freizeit – Lohnabhängigkeit
ba Frankfurt
Die Deutschen wollen weniger arbeiten – das aber bedroht den Wohlstand, wie eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt. Während Männer und Frauen, ob nun alt oder jung, seit Jahren ihre Arbeitszeit lieber reduzieren würden, müsste eigentlich das Arbeitsvolumen ausgeweitet werden. Denn der Fachkräftemangel droht sich zu verschärfen, wenn nun allmählich die Generation der Babyboomer in den Ruhestand geht.
Ob diese Lücke mit Arbeitskräften aus dem Ausland geschlossen werden könne, bleibt nach Ansicht der Kölner Wirtschaftsforscher fraglich: „Das ist ein Riesenproblem“, sagt IW-Experte Holger Schäfer. „Diese Entwicklung gefährdet unseren Wohlstand.“ Deutschland könne es sich nicht leisten, die Arbeitszeit zu verkürzen. Denn wenn weniger gearbeitet werde, dann werden auch weniger Güter hergestellt und Dienstleistungen angeboten. „Alles, was wir für unseren Konsum, aber auch für Umverteilung etwa für soziale Zwecke zur Verfügung haben, wird weniger.“ Stattdessen müssten die Menschen eher ein bis zwei Stunden die Woche mehr arbeiten. „Hier ist die Politik gefragt: Sie muss dringend Anreize und Rahmenbedingungen schaffen, um längere Arbeitszeiten zu fördern“, fordert Schäfer.
Die Untersuchung des IW hat ergeben, dass die Arbeitszeitwünsche älterer Frauen seit Jahren vergleichsweise stabil sind. Frauen unter 25 Jahren wünschten sich hingegen im Jahr 2021 eine Wochenarbeitszeit von 33 Stunden, im Jahr 2007 waren es noch 37 Wochenstunden. Bei Männern ist hingegen ist die Wunscharbeitszeit über alle Altersgruppen hinweg gesunken. Während Männer zwischen 26 und 40 Jahren im Jahr 2007 noch fast 40 Stunden arbeiten wollten, waren es 2021 im Schnitt nur noch 36 Stunden. Bei den über 40-Jährigen ergab sich ein gewünschter Rückgang um 3 Stunden. Die These der freizeitorientierten Generation Z könne daher nicht bestätigt werden, schreiben die Forscher.
Dabei zeige sich bei der Gruppe der jüngeren Beschäftigten ein Zusammenhang mit den Stundenlöhnen: Im Zeitraum 2007 bis 2021 ging die Wunscharbeitszeit der jungen Beschäftigten im unteren Viertel der Stundenlöhne um 6,3 Wochenstunden zurück, während es im oberen Viertel nur 3,0 Stunden waren. Korrespondierend dazu sei im gleichen Zeitraum ein stärkerer Rückgang bei jungen Beschäftigten festzustellen, die zur Ausübung ihrer Tätigkeit keine abgeschlossene Berufsausbildung benötigten. Werde aber ein Hochschulabschluss benötigt, falle der Rückgang geringer aus, berichten die Forscher.