IWF bereitet Georgiewa den Weg
Von Philip Brändlein, Frankfurt Der Vorstand des Internationalen Währungsfonds (IWF) hat wie erwartet die Weichen für den Chefwechsel gestellt und dem obersten Gremium der Organisation eine Aufhebung der Altersgrenze für den Posten des IWF-Direktors empfohlen. Somit dürfte der Weg für die Bulgarin Kristalina Georgiewa als neue Chefin des Fonds frei sein. Bislang durfte der Direktor oder die Direktorin laut IWF-Satzung zum Zeitpunkt der Ernennung nicht älter als 65 sein. Georgiewa wurde aber am 13. August, also vor rund zwei Wochen, 66 Jahre alt.Wie der IWF mitteilte, liegt der Änderungsvorschlag nun bis zum 4. September dem Gouverneursrat vor, in dem die 189 Mitgliedsstaaten gemäß ihrer wirtschaftlichen Stärke vertreten sind. Eine Zustimmung gilt als relativ sicher. Sobald die Altersbegrenzung aufgehoben ist, gilt die Bulgarin als aussichtsreichste Nachfolgerin von Christine Lagarde, die an die Spitze der EZB wechselt.Traditionell steht ein Europäer an der Spitze des IWF. Den Chef der Weltbank stellen dagegen traditionell die Amerikaner. Dort ist Georgiewa aktuell die Vize-Präsidentin, hatte nach ihrer Nominierung aber angekündigt, ihr Amt ruhen zu lassen. Zuletzt kam die Frage auf, ob die Zerstrittenheit der Europäer bei ihrer Nominierung Schwellenländer wie Mexiko oder Indien ermuntern würde, eigene Kandidaten ins Rennen zu schicken. Die Abstimmung über die Aufhebung der Altersbegrenzung ist nun ein Zeichen dafür, dass dies nicht geschehen ist.Georgiewa ist langjährige Weltbank-Mitarbeiterin und aktuelle Nummer 2 der Institution, mit großen multilaterale Organisationen also vertraut. Sie gilt zudem als treibende Kraft hinter der Einigung mit den USA über eine Kapitalerhöhung für die Weltbank. Als Osteuropäerin, die aus einfachen Verhältnissen stammt, dürfte sie zudem ein anderes Verständnis für Schwellen- und Entwicklungsländer haben als manch arrivierter Europäer. Die verheiratete Mutter eines Kindes wurde bereits in der Vergangenheit immer wieder mit hochrangigen Positionen in der EU in Verbindung gebracht, unter anderem für Präsidentenposten im EU-Rat und in der Europäischen Kommission. Dass Osteuropa außerdem in dem jüngsten Poker um europäische Top-Jobs in Brüssel gänzlich leer ausgegangen war, half ihr sicherlich auch.Georgiewa studierte politische Ökonomie und Soziologie und promovierte in Wirtschaftswissenschaften. Danach unterrichtete sie unter anderem an der Yale und der Harvard University sowie der London School of Economics. Ihr thematischer Schwerpunkt lag in der Umweltwirtschaft. 1993 wechselte sie dann zum ersten Mal zur Weltbank, wo sie bis 2008 zur Vizepräsidentin aufstieg. Anfang 2010 ging es dann nach Brüssel: Georgiewa wurde EU-Kommissarin für humanitäre Hilfe unter Kommissionschef José Manuel Barroso. Unter dessen Nachfolger Jean-Claude Juncker wurde sie dann Vizepräsidentin und übernahm bis Ende 2016 die Zuständigkeit für den milliardenschweren EU-Haushalt. Dann folgte Georgiewa ein zweites Mal dem Ruf der Weltbank.Sollte der Gouverneursrat in der bis zum 4. September laufenden Abstimmung die Altersgrenze aufheben, käme dies einer Ernennung Georgiewas zur IWF-Chefin gleich.