IWF dämpft Athener Hoffnungen

Lagarde spricht nüchtern über möglichen Grexit - EZB verweist auf Ansteckungsrisiken für Euro-Partner

IWF dämpft Athener Hoffnungen

Äußerungen von Christine Lagarde, der Chefin des Internationalen Währungsfonds, haben dafür gesorgt, dass die Angst vor einer Pleite Griechenlands wieder zugenommen hat. Lagarde schloss nicht aus, dass sich das Krisenland aus dem Euroraum verabschieden muss.fed/ms Brüssel/Frankfurt – “Der Austritt Griechenlands ist eine Möglichkeit”, wird Christine Lagarde, Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), in der FAZ zitiert. Bemerkenswert nüchtern spricht sie über die Folgen, die sie in diesem Fall erwartet. Ein Abschied von Hellas aus Euroland würde “wohl nicht das Ende des Euro” bedeuten – auch wenn ein Grexit “kein Spaziergang” wäre.Lagarde dämpfte Hoffnungen, die immer wieder von der griechischen Regierung genährt werden, denen zufolge eine Verständigung mit den Kapitalgebern unmittelbarer bevorstehe. Sie würde noch nicht sagen, dass es bereits “handfeste Ergebnisse” gebe, unterstrich die IWF-Chefin in einem TV-Interview. Eine umfassende Lösung schon in den nächsten Tagen sei “sehr unwahrscheinlich”.Lagardes Stellungnahmen werden derzeit besonders aufmerksam wahrgenommen. Denn während der Eurogruppe zugetraut wird, dass sie auch auf Basis von griechischen Zusagen, die hinter den Bedingungen zurückbleiben, zu einem Kompromiss bereit wären, wird erwartet, dass der IWF strikt auf belastbare und weitgehende Zugeständnisse besteht. Da das Geld des IWF aus dem laufenden Programm gebraucht wird, kommt ihm eine entscheidende Rolle zu.Die Europäische Zentralbank (EZB) warnte derweil vor Ansteckungsgefahren. Die Marktreaktionen auf die Entwicklungen in Griechenland seien bislang verhalten gewesen, heißt es im halbjährlichen Finanzstabilitätsbericht. Ohne eine schnelle Vereinbarung könnten sich aber auch die Refinanzierungsbedingungen anderer Krisenländer verschlechtern. Das erhöht den Druck auf alle Parteien.Zugleich spielte EZB-Vizepräsident Vítor Constâncio bei der Präsentation des Berichts andererseits Sorgen vor dramatischen Folgen für die Währungsunion im Falle eines Ausscheidens Griechenlands herunter. Die Eurozone verfüge heute über viel mehr Instrumente als 2011 oder 2012, um mögliche Turbulenzen einzugrenzen. So argumentiert etwa auch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU). Wenngleich er recht freimütig über einen Grexit sprach, betonte Constâncio, dass die EZB weiter davon ausgehe, dass es keinen Grexit geben werde. Kein AutomatismusConstâncio sagte zudem, dass griechische Banken bei einem Zahlungsausfall des Landes nicht automatisch insolvent seien. “Es gibt keinen automatischen Zusammenhang zwischen einem Zahlungsausfall der griechischen Regierung und der Solvenz der griechischen Banken.” Das könnte bedeuten, dass die EZB selbst in dem Fall womöglich weiter grünes Licht für ELA-Notfallkredite an die Hellas-Banken geben könnte. Aktuell beläuft sich das Volumen auf 80,2 Mrd. Euro. Die EZB werde einen solchen Vorfall allerdings bei ihrer Einschätzung der finanziellen Lage der Banken berücksichtigen müssen, sagte Constâncio. Angesprochen worden war er auf mögliche Implikationen, falls Griechenland fällige Kredite an den IWF nicht wie vorgesehen zurückzahlt.Constâncio betonte, dass die EZB griechische Staatsanleihen gemäß einer Sonderregel (“Waiver”) wieder als Sicherheiten für reguläre EZB-Liquidität akzeptieren könnte, sobald es eine erfolgreiche Überprüfung des laufenden zweiten Hilfsprogramms gebe. Zugleich verwies er aber darauf, dass dieses Ende Juni auslaufe. Danach gebe es in jedem Fall eine neue Situation. Gemäß der Sonderregel braucht es ein Hilfsprogramm, damit die EZB auch Papiere unterhalb von Investment Grade akzeptiert. Ein drittes Hilfsprogramm lehnt Athen bislang ab.