IWF erhöht Druck auf Industrieländer
ms Frankfurt
IWF-Chefin Kristalina Georgiewa hat den Druck auf die führenden Industrieländer erhöht, Teile ihrer zusätzlichen Sonderziehungsrechte (SZR) aus der Zuteilung im August an Entwicklungsländer weiterzureichen. „Wir müssen es nicht nur tun, wir müssen es schnell tun“, sagte Georgiewa am Mittwoch vor der IWF-Jahresversammlung. Zugleich zeigte sie sich „ermutigt“ durch das bisherige Feedback der IWF-Mitgliedstaaten.
Der IWF hatte im August 650 Mrd. Dollar spezieller Währungsreserven ausgeteilt. IWF-Mitglieder können sie untereinander gegen harte Währungen wie Euro und Dollar eintauschen. Der Fonds hätte gern, dass Länder, die diese Liquidität nicht brauchen, die SZR an bedürftige Länder weitergeben. Die Bundesbank, die Deutschlands neue Reserven in Höhe von 33 Mrd. Euro verwaltet, sieht diesen Weg kritisch, auch mangels rechtlicher Grundlage.
Besondere Brisanz erhält das Thema, weil der Fonds sich zunehmend um die wirtschaftliche Spaltung zwischen den Industriestaaten auf der einen Seite und den Schwellen- und Entwicklungsländern auf der anderen Seite sorgt – als Folge des ungleichen Zugangs zu Impfstoffen und des ungleichen fiskalischen Spielraums (vgl. BZ vom 13. Oktober). Die Weltbank hat sogar vor einer Schuldenkrise in den ärmeren Ländern gewarnt.
Mit Blick auf ihre eigene Person zeigte sich Georgiewa erfreut, dass das IWF-Exekutivdirektorium ihr nach Manipulationsvorwürfen zugunsten Chinas bei ihrer früheren Tätigkeit bei der Weltbank das volle Vertrauen ausgesprochen habe. Nun könne sie sich wieder voll auf die Arbeit konzentrieren. Die Weltbank-Untersuchungen dauern aber an, so dass das Thema noch nicht ganz ausgestanden ist. Nächste Woche will sich Georgiewa mit Mitarbeitern treffen, um „offen“ über die Aufarbeitung der Vorwürfe zu sprechen.