IWF: Fed soll den Leitzins nicht vor 2016 erhöhen

Staatsverschuldung und regulatorische Lücken sind Risikofaktoren - Preise bleiben niedrig

IWF: Fed soll den Leitzins nicht vor 2016 erhöhen

det Washington – Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat die US-Notenbank aufgefordert, ihre erste Zinserhöhung seit 2006 bis Mitte kommenden Jahres aufzuschieben. Trotz steten, inflationsfreien Wachstums sieht der Währungsfonds nämlich Abwärtsrisiken für die US-Konjunktur. Als größte Gefahren werden der Anstieg der Staatsverschuldung, der deutlich stärkere Dollar sowie regulatorische Lücken im Finanzsystem genannt.Trotz des schwachen ersten Quartals wird die Wirtschaftsleistung der USA im laufenden Jahr um 2,5 % zunehmen (siehe Grafik), schreibt der IWF als Ergebnis der bilateralen Konsultationen mit seinem größten Anteilseigner. Die Verlangsamung zum Jahresauftakt wird mit temporären Faktoren begründet, unter anderem dem schlechten Wetter, dem deutlichen Rückgang der Investitionen in der Ölindustrie und dem Hafenstreik an der Westküste.Gleichwohl wird das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2016 um 3,0 % zunehmen. Bis Mitte des darauf folgenden Jahres ist demnach zu erwarten, dass die US-Wirtschaft wieder ihr Potenzialwachstum erreicht, das wegen struktureller Schwächen allerdings unter dem Vorkrisenniveau liegen wird. Um dieses zu erhöhen, fordert der Währungsfonds Reformen, die die Produktivität erhöhen und Anreize sowohl für Innovation als auch für Vermögensbildung geben und die Partizipationsrate am Arbeitsmarkt erhöhen.Als “bedeutendes Risiko” benennt der IWF den deutlich stärkeren Dollar. Dieser drücke die Inflation und könnte zu einem Rückgang der Neueinstellungen führen, insbesondere in exportabhängigen Industrien. Sollte der Greenback in Relation zu den Währungen der wichtigsten Partnerländer weiter an Wert gewinnen, dann könnte dies ferner zu einer weiteren Zunahme der globalen Ungleichgewichte führen. Ebenfalls für einen Schwachpunkt hält der IWF den Häusermarkt, da die Nachfrage sowohl nach Neubauten als auch nach bestehenden Eigenheimen weiterhin relativ schwach ist.Aufgrund der Unsicherheiten und der anhaltenden Preisstabilität sollte die Fed ihre Zinspolitik “datengetrieben” ausrichten und nach Ansicht des IWF nicht vor der ersten Jahreshälfte 2016 wieder an der Zinsschraube drehen. Darauf würden dann weitere, “graduelle Zinserhöhungen” folgen, bis 2017 die Teuerungsrate das von der Notenbank gesetzte Inflationsziel von 2 % erreicht.Obwohl die Zunahme der Neuverschuldung sich mittlerweile auf einem relativ niedrigen Niveau eingependelt hat, müssen laut IWF die Staatsfinanzen mittelfristig wieder “auf einen tragfähigen Kurs” gebracht werden. Notwendig ist demnach “ein glaubhaftes Programm”, das sich zusammensetzt aus Reformen sowohl des Steuersystems als auch der gesetzlichen Rentenversicherung, die während der kommenden Jahrzehnte finanziell überstrapaziert sein wird. Notwendig sei außerdem, die Kostenexplosion im staatlichen Gesundheitswesen einzudämmen. Reformen gefordertIn dem Bericht fordert der IWF außerdem weitere Reformen zur Stabilisierung des Finanzsystems. Unter keinen Umständen dürfe das Dodd-Frank-Gesetz ausgehöhlt oder gar gekippt werden. Um jenen exzessiven Risiken entgegenzuwirken, die Anleger als Folge der historisch niedrigen Zinsen auf sich genommen haben, müssten speziell die Assetmanagement- und die Versicherungsindustrie stärker reguliert und für Versicherer Stresstests eingeführt werden.