IWF fordert Europäer zu gemeinsamem Kraftakt auf

Vizechef Lipton sieht EZB in der Pflicht: Im Notfall Staatsanleihekäufe

IWF fordert Europäer zu gemeinsamem Kraftakt auf

ms Washington – Im Kampf gegen die Wirtschaftsflaute im Euroraum hat IWF-Vizechef David Lipton eine umfassende Reaktion und eine stärkere Kooperation der Europäer angemahnt. “Die Antwort muss auf drei Elementen beruhen: Nachfrage, Angebot und wo nötig Neubalancierung der Volkswirtschaften”, sagte Lipton der Börsen-Zeitung am Rande der Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington. Einige Herausforderungen seien dabei nur gemeinsam zu meistern.In den vergangenen Wochen ist die Eurozone zunehmend wieder als großes Sorgenkind der Weltwirtschaft in den Fokus gerückt. Die Angst vor einer neuerlichen Rezession oder gar einem Abrutschen in die Deflation wächst – nicht zuletzt, weil nun auch Deutschland schwächelt. Die Verantwortlichen streiten teils hitzig über die richtige Reaktion, wie zum Beispiel die Debatte um die Budgetpläne Frankreichs zeigt.Lipton warnte davor, die Lage zu düster zu malen. Zugleich sei aber klar, dass die Länder besser dastehen könnten und die Gefahr bestehe, dass sich die Dinge noch schlechter entwickeln. Deswegen sei es wichtig, Maßnahmen zu ergreifen, um die Anfälligkeiten zu reduzieren.In besonderer Verantwortung sieht Lipton dabei Berlin. “Deutschland sollte die Investitionen ankurbeln und insgesamt für eine stärkere Binnennachfrage sorgen”, sagte er. Das “wäre (…) in erster Linie gut für Deutschland, aber auch für den Rest der Eurozone und die Weltwirtschaft”. Heute will Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) die neue Wachstumsprognose der Regierung vorstellen. Die wird wohl deutlich niedriger liegen als die bislang erwarteten knapp 2 %. Das dürfte die Debatte um Konjunkturhilfen weiter anheizen.In der Pflicht sieht Lipton auch die Europäische Zentralbank (EZB), sollte sich die Lage weiter zuspitzen. Im Notfall sollte sie zu Staatsanleihekäufen greifen. Er nahm sie gegen die teils harsche Kritik aus Deutschland in Schutz.Lipton begrüßte die Pläne des neuen EU-Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker für ein 300 Mrd. Euro schweres EU-Investitionsprogramm. Er stellte sich aber klar gegen Forderungen, die EU-Fiskalregeln zu ändern, um etwa Investitionen besserzustellen.—– Schwerpunkt Seiten 6 und 7- Leitartikel Seite 8