IWF hebt Wachstumsprognose für China an
IWF hebt Wachstumsprognose für China an
BIP-Expansion von 5 Prozent für 2024 in Sicht – Warnung zu Konjunkturrisiken und sozialer Absicherung – Aufruf zu strukturellen Reformen
nh Schanghai
Beim Internationalen Währungsfonds (IWF) nimmt man Chinas gesteigertes Wachstumstempo im ersten Quartal zum Anlass, die Prognose für das Jahr 2024 von bislang 4,6 auf 5% anzuheben. Damit liegt man nun auf Höhe des von der Regierung ausgegebenen offiziellen diesjährigen Ziels für die Steigerung des Bruttoinlandsprodukts (BIP).
Tempoverlust 2025
Die IWF-Ökonomen gehen weiterhin davon aus, dass die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft in den kommenden Jahren graduell an Wachstumstempo einbüßen wird. Für das kommende Jahr rechnen sie mit einer BIP-Steigerung von noch 4,5%. Auch dies bedeutet allerdings eine Anhebung der Prognose, denn die bisherige Marke lag nur bei 4,1%.
Wachstumsziel kaum in Gefahr
Das mit dem Abschluss des jährlichen IWF-Länderberichts nach Artikel IV zu China einhergehende Wachstums-Upgrade des Währungsfonds stellt für die Marktteilnehmer keine Überraschung dar. Das Gros der China-Ökonomen hatte im April nach Vorlage der Daten für das erste Quartal, die einen unerwartet kräftigen Anstieg des BIP gegenüber Vorjahr von 5,3% brachten, die Wachstumsschätzungen nach oben angepasst.
Damit liegt nun ein breiter Konsens vor, dass das diesjährige Wachstumsziel bei 5% erfüllt werden kann. In den ersten beiden Monaten des Jahres herrschte gewaltige Skepsis bezüglich der Stimulierungsmöglichkeiten für die Wirtschaft, die insbesondere auch an Chinas Börsen deutlich auf die Stimmung schlug.
Ungelöste Probleme
Der IWF begründet die Prognoseanhebung in erster Linie mit den stärker als erwartet ausgefallenen BIP-Daten zum ersten Quartal. Es werden aber auch Stimulierungsmaßnahmen der Regierung, darunter der im Mai angekündigte Stützungsplan für den Immobilienmarkt, positiv hervorgehoben.
Gleichzeitig lassen die IWF-Experten aber keinen Zweifel, dass Chinas Konjunkturperspektiven einigen noch lange nicht bewältigten Risikofaktoren ausgesetzt sind. Dabei stehen die laufende Immobilienmarktkrise, eine noch ungenügende Konsumerholung, Verschuldungsprobleme auf Lokalregierungsebene und schwache Sozialsysteme im Vordergrund.
Mangelnde Konsumkräfte
Auf einer Pressekonferenz zum Abschluss des Länderberichts unterstrich Gita Gopinath, die Erste Stellvertretende Generaldirektorin und damit Vizechefin des IWF, die Notwendigkeit von strukturellen Reformen, um einer ungleichgewichtigen Wirtschaftsentwicklung zu begegnen. „Schlüsselprioritäten sind die Verlagerung der Wachstumskräfte hin zum Konsum, die Stärkung der sozialen Sicherheitsnetze und die Liberalisierung im Dienstleistungssektor, um der Wirtschaft eine Steigerung des Wachstumspotenzials und der Arbeitsplatzschaffung zu ermöglichen“, sagte Gopinath am Mittwoch.
Zentralregierung gefordert
Die neuen Pläne der Pekinger Regierung zur Stabilisierung des Immobilienmarkts sehen vor, dass Lokalregierungen und Staatsunternehmen den überschuldeten Immobilienentwicklern unverkaufte Wohnungen abnehmen. Zudem werden Finanzierungsbedingungen und Restriktionen für Wohnungskäufer gelockert. Gopinath zufolge sind die Maßnahmen noch nicht ausreichend. Es brauche beherztere fiskalische Stützungsmaßnahmen und Ressourcenmobilisierung der Zentralregierung, um der Probleme am Wohnungsmarkt Herr zu werden.