IWF rät Fed von Zinserhöhung vor 2016 ab

Fonds erwartet 2015 Wachstum von 2,5 Prozent in den USA - Dollar "moderat überbewertet"

IWF rät Fed von Zinserhöhung vor 2016 ab

det Washington – Die US-Notenbank Fed soll nach Ansicht des Internationalen Währungsfonds (IWF) nicht vor 2016 an der Zinsschraube drehen. Werde die erste Leitzinserhöhung seit 2006 zu früh vorgenommen, könne die Fed die Erholung in den USA abwürgen und gezwungen werden, später wieder zum Nullzins zurückzukehren, schreibt der IWF in seinen Artikel-4-Konsultationen mit seinem größten Anteilseigner.Insgesamt schätzt der Währungsfonds die Aussichten für die weltgrößte Volkswirtschaft positiv ein, befürchtet aber zugleich, dass einige Abwärtsrisiken womöglich unterschätzt werden. Die Schwäche während des ersten Quartals wird aber mit vorübergehenden Faktoren begründet. Negativ hätten das schlechte Wetter, der Hafenstreik an der Westküste, der Rückgang der Ölinvestitionen sowie der starke Dollar, der Exporteuren Probleme bereite, auf die Gesamtwirtschaft durchgeschlagen.Im weiteren Jahresverlauf hingegen sollen der solide Arbeitsmarkt, günstige Finanzmarktkonditionen und billigeres Öl die Voraussetzungen schaffen für “eine dynamischere Erholung”. Vorausgesagt wird fürs laufende Jahr eine Wachstumsrate von 2,5 %. 2016 erwartet der IWF dann eine Zunahme des Bruttoinlandsprodukts um 3,0 %. Die Arbeitslosenquote wird laut IWF im laufenden Jahr von derzeit 5,4 % auf 5,3 % zurückgehen und im kommenden Jahr auf 5,2 % nachgeben.Den geforderten Verzicht auf eine baldige Zinserhöhung, die von den meisten Analysten aktuell anlässlich der September-Sitzung des Fed-Offenmarktausschusses (FOMC) erwartet wird, begründet der IWF mit den stabilen Preisen. Zum einen seien die Inflationserwartungen stabil, zum anderen werde der Trend zur globalen Disinflation auch auf die US-Wirtschaft überschwappen. Der Währungsfonds prognostiziert, dass das Inflationsziel der Notenbank, das bei 2 % liegt, nicht vor Mitte 2017 erreicht sein wird.Das exakte Timing der Zinserhöhung hält der IWF für kritisch: Straffe die Fed die geldpolitischen Zügel zu früh, könne sich die Wirtschaft wieder abschwächen. Womöglich wäre die Notenbank dann gezwungen, erneut einen Kurswechsel vorzunehmen und den Leitzins wieder zu senken. Ein solcher Schritt würde zu Lasten der Glaubwürdigkeit der Fed gehen. Werde andererseits zu lange gewartet, dann könnte die Inflationsrate von 2 % schneller erreicht werden. Dann wiederum könne die Zentralbank zu einer Aufholjagd gezwungen sein. Unterm Strich glaubt der Fonds, dass sich die Fed zurückhalten sollte, bis die Teuerung stärker anzieht oder die Löhne stärker steigen. Das am Mittwoch veröffentlichte Beige Book hatte bestätigt, dass die Reallöhne im April und Mai nur marginal gestiegen sind.Dass der Dollar während der vergangenen zwölf Monate um 13 % aufgewertet hat, hat nach Einschätzung des IWF dazu geführt, dass er nun “moderat überbewertet” ist. Dies werde dazu führen, dass der Anteil des Leistungsbilanzdefizits an der Wirtschaftsleistung über den mittelfristigen Gleichgewichtswert von 3 % steigen werde. Die Dollar-Aufwertung lastet laut Fonds mittlerweile auf dem US-Arbeitsmarkt und könnte auch die Inflation weiter drücken. Gefährlich könne ein weiterer Dollarkursanstieg vor allem dann werden, wenn es in dieser Zeit weder den USA noch den wichtigsten Partnerländern gelingt, effektive wachstumspolitische Maßnahmen zu ergreifen, so der IWF.Dafür, dass sich die US-Wirtschaft stärker zu erholen beginnt, spricht die jüngste Außenhandelsstatistik. Laut US-Handelsministerium sank das Handelsdefizit im April von zuvor 50,6 Mrd. Dollar auf 40,9 Mrd. Dollar. Im März waren die Einfuhren wegen des Endes des Hafenstreiks dramatisch gestiegen. Für eine andauernde Erholung am Arbeitsmarkt spricht der Rückgang der Erstanträge auf Arbeitslosengeld, die vergangene Woche von 284 000 auf 276 000 sanken. Zuvor hatte der Arbeitsmarktdienstleister Automatic Data Processing (ADP) für Mai einen deutlichen Anstieg der Neueinstellungen im Privatsektor von 165 000 auf 201 000 gemeldet. Nach Angaben des Arbeitsministeriums ging die Produktivität in der US-Industrie ohne Berücksichtigung des Agrarsektors im ersten Quartal um 3,1 % zurück. Die Lohnstückkosten stiegen zum Vorquartal um 6,7 %.