IWF sieht Risiken für US-Wirtschaft

Fed soll an ultralockerer Geldpolitik festhalten - Steuerreform gefordert

IWF sieht Risiken für US-Wirtschaft

det Washington – Trotz des Aufschwungs am Arbeitsmarkt und einer steten konjunkturellen Erholung sieht der Internationale Währungsfonds (IWF) erhebliche Abwärtsrisiken für die amerikanische Wirtschaft. Um diese zu minimieren, müsse die ultralockere Geldpolitik beibehalten werden, fordert der IWF in dem Abschlussbericht zu den bilateralen Artikel-4-Konsultationen. Weitere Maßnahmen sollten darauf abzielen, die sinkende Produktivität der Wirtschaft wieder zu erhöhen, der niedrigen Beteiligungsquote am Arbeitsmarkt entgegenzuwirken und soziale Ungleichgewichte abzubauen.Die geschäftsführende IWF-Direktorin Christine Lagarde bescheinigte der US-Wirtschaft, dass sie sich “trotz einiger Rückschläge während der vergangenen Monate in guter Verfassung befindet”. Allein während des vergangenen Jahres seien 2,4 Millionen neue Stellen geschaffen worden, während die Arbeitslosenquote mit 4,7 % den niedrigsten Stand seit dem Ende der Rezession erreicht habe. Positiv hob Lagarde die Erholung am Häusermarkt hervor sowie die insgesamt robuste Verbrauchernachfrage. Folglich erwartet der IWF 2016 eine Zunahme des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 2,2 %. Kommendes Jahr werde die Wirtschaft dann um 2,5 % wachsen. Die Kernrate der Inflation dürfte 2016 bei 1,8 % liegen und 2017 mit 2,1 % das Inflationsziel der US-Notenbank leicht überschreiten. Die Arbeitslosenquote dürfte sich weiterhin knapp unter der Marke von 5 % bewegen. Erstmals nahm der Fonds auch zu dem hohen Leistungsbilanzdefizit Stellung. Dessen Anteil am BIP werde in fünf Jahren von derzeit 2,9 % auf über 4 % steigen. Dies deute darauf hin, dass der Dollar gegenüber den wichtigsten Währungen um 10 bis 20 % überbewertet ist.Um die Konjunkturrisiken zu minimieren, fordert der IWF eine Kombination aus staatlichen Ausgabenprogrammen, Steuerreformen, insbesondere der als zu hoch angesehenen Körperschaftsteuer, und Handelsliberalisierung. Um die marode Infrastruktur zu modernisieren, sollten während der kommenden zehn Jahre Investitionen getätigt werden, die zwischen 5 und 8 % des BIP ausmachen. Gleichwohl dürfe das steigende Haushaltsdefizit nicht aus dem Auge verloren werden, das aufgrund demografischer Veränderungen wieder deutlich zunehmen werde. Zur Bekämpfung der ungleichen Einkommensverteilung sollten Steuererleichterungen für Ärmere verabschiedet werden. Staatlich finanzierte Fortbildungsprogramme könnten sowohl die Partizipationsrate am Arbeitsmarkt als auch die Produktivität der Wirtschaft erhöhen, stellt der Artikel-4-Bericht fest.Auch forderte Lagarde, dass der Kongress das transpazifische Handelsabkommen TPP zügig ratifiziert und die Regierung Verhandlungen über das transatlantische Freihandelsabkommen TTIP zu einem erfolgreichen Abschluss bringt. Eindringlich legte der IWF der Notenbank Federal Reserve nahe, an ihrer Niedrigzinspolitik festzuhalten. Die derzeitige Konjunkturlage rechtfertige eine nur “sehr graduelle” Normalisierung. Um disinflationären Risiken entgegenzuwirken, sollten die Währungshüter sogar in Kauf nehmen, dass die Teuerungsrate das Inflationsziel von 2 % überschießt. Damit würde man zugleich das Risiko verringern, dass im Falle einer Abschwächung die Notenbank wieder einen Kurswechsel vornehmen muss.