IWF: Zwei Jahre mehr Zeit für Athen

Lagarde: Kein Festhalten an nominalen Zielen

IWF: Zwei Jahre mehr Zeit für Athen

mf/fed Tokio/Brüssel – Im Hinblick auf die weltweite Schuldenkrise hat Christine Lagarde, Direktorin des Internationalen Währungsfonds, im Vorfeld des Jahrestreffens der Organisation in Tokio “mehr mutige und kooperative Aktionen” gefordert. Insbesondere Europa müsse schneller und mehr handeln. Dennoch sollten angeschlagene Euro-Staaten wie Griechenland mehr Zeit für die Sanierung ihrer Haushalte bekommen. Die Krisenstaaten dürften nicht zu sehr auf einmal sparen, weil ihre ökonomischen Probleme sonst eher zunähmen. Zeit sei daher ein wichtiger Faktor, erklärte die französische IWF-Chefin: “Manchmal ist es besser, sich ein bisschen mehr Zeit zu lassen.” Der IWF empfehle Portugal, Spanien und auch Griechenland zwei zusätzliche Jahre für die Konsolidierung ihrer Haushalte. “Ein zweiter Aspekt besteht darin, dass man nicht unbedingt an nominalen Zielen festhalten muss”, fügte Lagarde hinzu.Die Französin zeigte Verständnis dafür, dass Europa nicht so schnell handeln könne. Es sei der Ausgleich zwischen Finanzeffizienz und Demokratie, wenn die Nutzung des Rettungsschirms ESM die Zustimmung der Parlamente erfordere. Für die Weltwirtschaft verlangte Lagarde Aktionen in vier Schlüsselbereichen: Erstens einen Abschluss der Reform des Finanzsektors, damit die Banken sicherer werden; zweitens mittelfristige Strategien, um die Schulden abzubauen, die so hoch seien wie zu Kriegszeiten; drittens eine Förderung von Wachstum, das viele Arbeitsplätze bringt, und viertens einen Abbau der globalen Ungleichgewichte. Sobald die Weltwirtschaft sich wieder erhole, meinte Lagarde, würden die Abstände zwischen armen und reichen Ländern wieder wachsen. In diese Kerbe hieb auch der neue Präsident der Weltbank, Jim-Yong Kim. Jeder sei verwundbar in Zeiten der Unsicherheit, erklärte Kim, aber die Armen seien besonders betroffen, da sie kein Sicherheitsnetz und keine Ressourcen hätten.Lagarde facht mit ihren Empfehlungen, Hellas mehr Zeit zu gewähren, die Diskussion innerhalb der Eurozone an. Der niederländische Finanzminister Jan Kees de Jager und seine österreichische Amtskollegin Maria Fekter haben in den vergangenen Wochen bereits Verständnis für den Wunsch der Griechen geäußert, etwas mehr Zeit zu erhalten. Allerdings hatten beide Ressortchefs angefügt, damit dürften keine zusätzlichen Belastungen der Euro-Partner verbunden sein. Zuletzt hatte auch der luxemburgische Finanzminister Luc Frieden erklärt, er könne sich vorstellen, dass Griechenlands Zielvorgaben zeitlich gestreckt werden, sofern es nicht zu viel Geld koste – was immer das genau heißen mag. In diplomatischen Kreisen heißt es unterdessen, dass Deutschland und andere Länder den Griechen in den aktuellen Gesprächen nicht zu früh, sondern nur gegen Vorleistungen zeitlich entgegenkommen wollen.