Japan hält an Nuklearenergie fest

Börsen-Zeitung, 12.4.2014 mf Tokio - Anders als Deutschland hält Japan nach der Fukushima-Katastrophe an der Nuklearenergie fest. Die Regierung von Shinzo Abe beschloss einen neuen Energieplan, der die Atomkraft als "wichtige Quelle" für die...

Japan hält an Nuklearenergie fest

mf Tokio – Anders als Deutschland hält Japan nach der Fukushima-Katastrophe an der Nuklearenergie fest. Die Regierung von Shinzo Abe beschloss einen neuen Energieplan, der die Atomkraft als “wichtige Quelle” für die Grundversorgung mit Strom bezeichnet. Der Plan erlaubt auch die Konstruktion neuer Reaktoren und verlangt die Wiederaufbereitung von Plutonium und Uran als Brennstoff. Der experimentelle Schnelle Brüter Monju wird aufgegeben, soll jedoch für die Reduzierung von nuklearen Abfällen getestet werden.Bei den erneuerbaren Energien zeigt die rechtskonservative Regierung wenig Ehrgeiz. Ihr Anteil an der Stromproduktion soll bis 2030 auf über 20 % steigen. Derzeit liefert “grüner” Strom etwa 10 % des Verbrauchs, davon fünf Sechstel aus Wasserkraft. Weitere prozentuale Vorgaben will die Regierung erst in zwei bis drei Jahren machen. Denn noch ist völlig offen, wie viele Atomkraftwerke überhaupt zurück ans Netz gehen werden.Bisher haben 8 Versorger für 17 Reaktoren einen Neustart bei der reformierten Atomaufsichtsbehörde beantragt. Nach einer Reuters-Umfrage unter Experten dürften 17 der 48 abgeschalteten Reaktoren nie wieder in Betrieb gehen, weil sich die teuren sicherheitstechnischen Nachrüstungen wegen ihres Alters nicht mehr rechnen. Weitere 14 Atommeiler sind politisch umstritten, darunter das Tepco-Kraftwerk Fukushima 2 mit vier Reaktoren.Analysten bezweifeln deshalb, dass Atomstrom in den nächsten Jahren mehr als 10 % des Verbrauchs ausmachen wird. Daher wird Japan weiterhin teuren fossilen Brennstoff importieren müssen. Umfragen zufolge ist die Mehrheit der Bevölkerung gegen Neustarts und für einen Ausstieg, doch bei allen Wahlen seit der Dreifach-Katastrophe von Fukushima hat diese Haltung keine Rolle gespielt. Daher folgt die Regierung dem Wunsch der Wirtschaft, die die Atomenergie als zuverlässige Stromquelle behalten will.