Japan lässt erste Atomreaktoren zurück ans Netz

Zwölf Alt-Meilern droht aus wirtschaftlichen Gründen die Stilllegung

Japan lässt erste Atomreaktoren zurück ans Netz

mf Tokio – Japan steht vor der Rückkehr zur Atomkraft: Mehr als drei Jahre nach der Katastrophe von Fukushima hat die inzwischen unabhängige Atomaufsicht erstmals bestätigt, dass eine Atomanlage die im Juli 2013 verschärften Sicherheitsauflagen erfüllt. Damit ist der Stromversorger Kyushu Electric dem Neustart von zwei Reaktoren im AKW Sendai auf der südlichen Hauptinsel Kyushu einen großen Schritt nähergekommen. Derzeit sind alle 48 Reaktoren zwecks Wartung und Umbauten abgeschaltet. Zum ersten Mal seit 1966 erlebt Japan daher gerade ein ganzes Jahr ohne Atomstrom.Die konservative Regierung von Shinzo Abe hat in ihrem Energieplan vom April die Atomenergie zur “grundlegenden” Stromquelle erklärt. Von der Atomaufsicht als sicher eingestufte Meiler sollen zurück ans Netz gehen. Dadurch will man auch die klaffende Lücke in der Außenbilanz verkleinern, die durch den Import von fossilen Ersatzbrennstoffen entstanden ist. Bevölkerung weiter dagegenDoch der Weg ist noch weit: Das AKW Sendai mit einer Kapazität von 1,8 Gigawatt entspricht nur 5 % der Atomstrommenge, die Japan vor 2011 erzeugte. Zugleich lehnt die Mehrheit der Bevölkerung in Umfragen weiterhin eine Wiederinbetriebnahme der Atommeiler ab. Daher wollen weder Beamte noch Politiker für die Sicherheit der AKW bürgen. Stattdessen schieben sie die Verantwortung für die Neustarterlaubnis hin und her. Neuerdings drängt die Regierung die Stromversorger dazu, ihre alten Atommeiler stillzulegen. Dadurch will man die Akzeptanz für Atomenergie erhöhen und den Neustart der Meiler erleichtern. Mit der gleichen Absicht versicherte die neue Industrieministerin Yuko Obuchi, auf absehbare Zeit keine neuen AKW zu bauen.Die Ministerin hat den Betreibern “glatte” Stilllegungen versprochen. Tatsächlich müssen die Unternehmen für jene 12 Kraftwerke, die älter sind als 40 Jahre, spätestens im Juli 2015 eine neue Betriebsgenehmigung beantragen. Bei ihrer Entscheidung werden sie die maximale Laufzeit von 60 Jahren, die Kapazität der Reaktoren, die Kosten für neue Sicherheitstechnik und die Bilanzbelastung durch den Wertverlust von Meiler und Brennstoff berücksichtigen.Als erster Konzern dürfte Kansai Electric zwei der drei Meiler im AKW Mihama ausrangieren. Der eher kleinen Leistung von zusammen 840 Megawatt, weniger als ein modernes AKW, und der maximalen Restlaufzeit von 16 bzw. 18 Jahren stehen geschätzte Nachrüstungskosten von mehreren 100 Mrd. Yen (1 bis 2 Mrd. Euro) gegenüber. Bei einer Stilllegung wären 30 Mrd. Yen abzuschreiben. Damit rechnet sich ein Weiterbetrieb eher nicht.