Japan überrascht mit hohem Wachstum

Privatkonsum und Löhne retten Nippon vor Rezession - Investitionen lahmen

Japan überrascht mit hohem Wachstum

mf Tokio – Japans Wirtschaft ist zum Jahresauftakt unerwartet stark gewachsen. Der wichtigste Faktor war ein höherer Privatkonsum infolge gestiegener Realeinkommen und eines zusätzlichen Einkaufstages. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Quartal stieg um 0,4 % zum Vorquartal bzw. mit einer Jahresrate von 1,7 %. Das ist deutlich mehr als erwartet. Im Schlussquartal 2015 war die Wirtschaftsleistung um revidierte 0,4 % geschrumpft. Die befürchtete technische Rezession mit zwei Minusquartalen in Folge wurde also vermieden.Unterm Strich hat sich Japans Wirtschaft damit jedoch wenig von der Stelle bewegt. Die erste BIP-Schätzung gilt als notorisch unzuverlässig. Saisonal bereinigt ist Japans Wirtschaft laut Deka-Analyst Rudolf Besch sogar um 0,4 % geschrumpft.Dennoch dürfte sich die Bank of Japan in ihrem Abwarten bei einer möglichen weiteren geldpolitischen Lockerung bestätigt fühlen. Vor allem der Anstieg der Realeinkommen um 1,6 % zum Vorquartal dürfte die Notenbanker erfreuen. Die Löhne stiegen zwar nur leicht, aber die Teuerung bewegte sich nahe null. Das bisherige Lohnhoch vom dritten Quartal 2013 wurde um 0,4 % übertroffen. Allerdings gibt es Wermutstropfen: Der Anstieg des Privatkonsums um 0,5 % ging zum Teil auf das Konto des Schalttages Ende Februar. Dieser statistische Sondereffekt überzeichnete die Erholung. Ein zweiter Makel: Die Unternehmen reduzierten angesichts der neuen Yen-Stärke und der schwachen Weltkonjunktur ihre Investitionen um 1,4 %. Die Einführung eines Negativzinses Mitte Februar scheint ihre Kapitalausgaben nicht angekurbelt zu haben. Das gilt auch für den privaten Wohnungsbau, der ebenfalls enttäuschte.Daher dürfte Premierminister Shinzo Abe daran festhalten, das Wachstum mit zusätzlichen Staatsausgaben zu stützen. Bisher wurde eine Konjunkturspritze von 780 Mrd. Yen (6,3 Mrd. Euro) für den Wiederaufbau der Erdbebenregion auf der Hauptinsel Kyushu auf den Weg gebracht. Zusätzlich ist ein Nachtragshaushalt für mehrere Bill. Yen im Gespräch. Beim G 7-Treffen der Finanzminister und Notenbank-Chefs am Wochenende in Sendai und dann beim G 7-Gipfel nächste Woche in Ise-Shima will Japan sich für seinen Kurs der fiskalischen und geldpolitischen Expansion Unterstützung holen.Die Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal dürfte unter den Produktionsausfällen durch das Erdbeben leiden. Ein Bericht der Finanzzeitung “Nikkei”, wonach Abe die zweite Erhöhung der Mehrwertsteuer im Frühjahr 2017 verschieben will, wurde nicht dementiert. Laut “Nikkei” wird die Entscheidung nach dem G 7-Gipfel bekannt gemacht.