Japan und Russland rücken zusammen
Russland und Japan wollen ihre Wirtschaftskooperation weiter ausbauen. Im Streit um eine Inselgruppe im Pazifik, der bislang den Abschluss eines Friedensvertrages verhindert, sind sich die Parteien nicht nähergekommen.mf Tokio – Russland und Japan wollen ihre wirtschaftliche Zusammenarbeit intensivieren. Zum Abschluss eines Besuchs von Präsident Wladimir Putin bei Japans Regierungschef Shinzo Abe wurden 68 bilaterale Abmachungen unterzeichnet. Die staatliche Japan Bank for International Cooperation (JBIC) und der Russian Direct Investment Fund (RDIF) beschlossen einen gemeinsamen Beteiligungsfonds über 1 Mrd. Dollar zur Förderung der wirtschaftlichen Kooperation. Der Fonds soll ein “Netzwerk für einen Dialog erzeugen”, sagte RDIF-Chef Kirill Dmitriev dem “Wall Street Journal”. 20 gemeinsame Projekte seien bereits geplant, davon vier oder fünf im nächsten halben Jahr, und zwar in den Bereichen Landwirtschaft, Flughafen-Logistik, Produktion und Gesundheitsversorgung. JBIC und RDIF arbeiten seit 2013 bei der Unterstützung von japanischen Investoren in Russland zusammen. Gute Gründe beider SeitenDie verstärkte Wirtschaftskooperation hat zwei Hintergründe: Zum einen braucht Russland dringend Direktinvestitionen in Infrastruktur und Technologie, nachdem die Einnahmen aus dem Öl- und Gasverkauf gesunken sind. Zum zweiten will Russland die Front der G 7-Länder aufbrechen, die wegen der Besetzung der Halbinsel Krim wirtschaftliche Sanktionen verhängt haben. Daher hatte Russland Verhandlungen über einen Friedensvertrag, die wegen der japanischen Sanktionen eigentlich auf Eis lagen, Anfang 2016 überraschend wiederaufgenommen.Japan wiederum macht dieses Spiel mit, weil man die Beziehungen zu Russland vertiefen will, um mehr Optionen bei der Eindämmung von Chinas Hegemoniestreben in Ostasien zu haben. Doch dafür muss Japan im Streit um vier von Russland besetzte Kurilen-Inseln einen gesichtswahrenden Kompromiss finden. Bei dem Gipfel in Japan konnten sich beide Seiten immerhin auf eine gemeinsame wirtschaftliche Entwicklung der Inseln verständigen – ein Schritt, um das Vertrauen zwischen den Staaten zu stärken und die Verhandlungen zu beschleunigen. Aber die von Japan gewünschte Rückgabe erscheint ausgeschlossen.Angesichts dieser politischen Unsicherheiten verzögern japanische Großkonzerne ihre Investitionen in Russland. Unterzeichnet wurden vor allem Absichtserklärungen, etwa zwischen den Handelshäusern Mitsubishi bzw. Mitsui und dem russischen Gasriesen Gazprom. Toshiba liefert für 9,7 Mill. Euro Sortiermaschinen an die russische Post.