Japan und Südkorea verhandeln wieder

Annäherung könnte Exportkontrollen beseitigen

Japan und Südkorea verhandeln wieder

mf Tokio – Die Chancen auf ein Ende des heftigen Handelsstreites zwischen Japan und Südkorea sind gestiegen, nachdem beide Seiten versöhnliche Schritte aufeinander zugegangen sind. Südkorea legte sein Vorhaben auf Eis, aus einem drei Jahre alten bilateralen Pakt über den Austausch von Militärinformationen vor allem über Nordkorea auszusteigen. Zugleich kündigte die Regierung in Seoul an, eine laufende Beschwerde bei der Welthandelsorganisation über die japanischen Handelsbeschränkungen gegen Südkorea auszusetzen. Parallel erklärte das japanische Wirtschaftsministerium, die beiden Länder nähmen ihre Arbeitsgespräche über die Exportkontrollen wieder auf. Südkorea betrachtet sie als politischen Hebel und verlangt ihre Aufhebung. Beide Staaten versuchten jeweils deutlich zu machen, dass die andere Seite ihre Botschaft verstanden hat. “Südkorea traf diese Entscheidung aus strategischer Sicht”, kommentierte Japans Regierungschef Shinzo Abe. Ein hochrangiger Sicherheitsbeamter in Seoul erklärte wiederum, die japanische Regierung verstehe das südkoreanische Vorgehen. Mit ihrem gesichtswahrenden Nachgeben reagierten beide Regierungen vor allem auf einen Appell des gemeinsamen Sicherheitspartners. US-Verteidigungsminister Mark Esper hatte kritisiert, Pjöngjang und Peking seien die einzigen Nutznießer des Streits der zwei US-Alliierten. Eigentlicher Streit ungelöstFür den eigentlichen Streitpunkt der Nachbarn zeichnet sich indes noch keine Lösung ab. Japan hatte den Export von wichtigen Chemikalien für Südkoreas Halbleiterindustrie genehmigungspflichtig gemacht, nachdem das oberste Gericht von Südkorea zwei japanische Konzerne zu Schadensersatz an ehemalige Zwangsarbeiter während Japans Kolonialherrschaft zwischen 1910 und 1945 verurteilt hatte. Die Regierung in Tokio betrachtet die Entschädigungsfrage jedoch seit einem Vertrag von 1965 als abgeschlossen und verlangt dessen Einhaltung.