Japans Exporte im Rückwärtsgang

Elektronikindustrie fürchtet "eisernen Vorhang"

Japans Exporte im Rückwärtsgang

mf Tokio – Der Handelsstreit zwischen China und den USA geht weiter auch zulasten von japanischen Exporteuren, da diese Länder ihre größten Handelspartner sind. Im April schrumpften Japans Ausfuhren um 2,4 % zum Vorjahr deutlich stärker als erwartet. Zudem war dies der fünfte monatliche Rückgang hintereinander. Besonders scharf fielen die Exporte mit einem Minus von 6,3 % zum größten Handelspartner China. Unterdessen legten Japans Importe um 6,4 % zum Vorjahr den zweiten Monat hintereinander zu.Eine Verzerrung ist denkbar, da es Anfang Mai wegen des Wechsels auf dem Kaiserthron zehn Feiertage gab. Daher wurden in der zweiten Aprilhälfte mehr Ex- und Importe abgewickelt. Auffällig war zum einen der Anstieg der Autoexporte um 8,3 % in die USA, was kein gutes Omen für die laufenden Handelsgespräche ist.Zum anderen stachen die schwachen Ausfuhren von Halbleitermaschinen und elektronischen Bauteilen nach China ins Auge. Dies schürte in Japan die Sorge, dass die einheimische Elektronikindustrie unter einer Ausweitung des Handelskriegs zwischen China und den USA auf den Technologiesektor leiden könnte. Das gilt insbesondere für den Umgang mit Huawei. In vorauseilendem Gehorsam wollen Japans drei große Mobilfunkbetreiber den Verkauf des neuen Smartphones von Huawei vorläufig aufschieben. Zwar gehören die Chinesen nur zu den kleineren Anbietern in Japan. Aber die Analysten-Vision eines “eisernen Vorhangs” für Hochtechnologie beunruhigt die japanischen Elektronikzulieferer, da man eine chinesische Gegenreaktion befürchtet.Vom Bildsensor über Flashspeicher bis zu Frequenzfiltern liefern Hersteller wie Sony, Toshiba und Murata viele wichtige Bauteile für die Smartphone-Riesen. Huawei als Nummer 2 am Weltmarkt könnte die japanischen Teile zumindest für die Top-Geräte nicht schnell ersetzen. Aber der chinesische Hersteller wäre motiviert dazu, weil seine Regierung bei Halbleitern ohnehin autark werden will.Auch andere Konjunkturdaten mahnen eher zur Vorsicht. Die Aufträge für Werkzeugmaschinen stiegen im März um 3,8 % zum Vormonat den zweiten Monat hintereinander. Doch im Gesamtquartal zwischen Januar und März ging dieses Auftragsvolumen um 3,2 % zum Vorquartal zurück. Immerhin verbesserte sich der Reuters-Tankan-Index für das produzierende Gewerbe im Mai um 4 Punkte auf plus 12, die erste Zunahme seit sieben Monaten. Die Umfrage fand jedoch vor der Verschärfung des US-Handelsstreits mit China statt.