Japans Großindustrie ist schlecht gelaunt

Handelsstreit belastet - Höhere Verbrauchssteuer dürfte die Konjunktur nur kurz dämpfen

Japans Großindustrie ist schlecht gelaunt

mf Tokio – Vor allem wegen des Handelsstreits zwischen China und den USA sind die Manager von Japans Großindustrie so schlecht gelaunt wie zuletzt 2013. Zudem sank der Einkaufsmanagerindex der Industrie im September um 0,4 Punkte auf das 7-Monats-Tief von 48,9 Zählern. Die Arbeitslosenquote für August verharrte auf 2,2 % und die Quote von offenen Stellen zu Bewerbern auf 1,59. Als Extrabelastung der Konjunktur gilt die Erhöhung der Verbrauchssteuer zum 1. Oktober auf 10 %. “Mit Schwung ist nicht zu rechnen”, schrieb NordLB-Analyst Bernd Krampen. Mehr als ein marginal positives Wachstum erwarte er für Japan nicht.Wie die Tankan-Quartalsumfrage der Notenbank unter knapp 10 000 Unternehmen ergab, sank der sogenannte Diffusionsindex für die großen Hersteller gegenüber Anfang Juli um zwei Punkte auf +5. Der Rückgang fiel weniger stark aus als befürchtet. Zugleich ging der Index für Unternehmen außerhalb des produzierenden Gewerbes um ebenfalls zwei Punkte auf +21 zurück. Bei einem positiven Wert sind die Optimisten in der Überzahl. Trotz des Rückgangs sowie eines leicht pessimistischen Ausblicks wollen die Großunternehmen ihre Kapitalausgaben im laufenden Geschäftsjahr um starke 6,6 % steigern, weil sie als Reaktion auf den großen Mangel an Arbeitskräften verstärkt in Automatisierung investieren.Seit dem gestrigen Dienstag erhebt der Staat eine Verbrauchssteuer von 10 % auf Waren und Dienstleistungen, nur bei Lebensmitteln, Getränken, Zeitungen und anderem Alltagsbedarf bleibt der Steuersatz auf 8 %. Durch die Anhebung um zwei Punkte fließen jährlich zusätzlich 4,6 Bill. Yen (39 Mrd. Euro) in die Staatskasse. Damit finanziert die Regierung einerseits die Abschaffung der Gebühren für den Kindergartenbesuch von Drei- bis Fünfjährigen in Höhe von 800 Mrd. Yen (6,8 Mrd. Euro) jährlich und andere Elternhilfen, andererseits soll die Haushaltslücke schrumpfen.Die vorige Anhebung um drei Punkte auf 8 % im April 2014 hatte zwar eine Rezession ausgelöst. Aber diesmal dürfte die Konjunktur aus drei Gründen glimpflicher davonkommen, schrieb Johannes Müller, Chef des Macro Research der DWS. Erstens würde den Konsumenten wegen der geringeren Anhebung deutlich weniger Kaufkraft entzogen. Zweitens seien Verbrauchsgüter des Alltags von der Mehrwertsteueranhebung ausgenommen, eine Anregung der Regierungspartei Komei nach deutschem Vorbild. Die Konsumenten zogen deswegen weniger Käufe vor. Olympia 2020 als StützeDrittens hat die Regierung laut Müller ein Maßnahmenpaket geschnürt, das rund die Hälfte der Mehreinnahmen an die Konsumenten zurückgibt. Dazu gehören Gutscheine für kostenfreie Kindertagesstätten, die Streichung der Gebühren für die Vorschule und Zuschüsse für einkommensschwache Haushalte für die Sekundärbildung. Zudem dürften die Olympischen Spiele 2020 und ein staatliches Rabattsystem für bargeldlose Zahlungen bis Juni 2020 die Konjunktur zusätzlich stützen.