VOR DER EZB-SITZUNG

Japans Notenbank dreht Geldhahn voll auf

Unlimitiertes Anleihekaufprogramm - Fed tagt

Japans Notenbank dreht Geldhahn voll auf

mf/ms Tokio/Frankfurt – Unmittelbar vor der nächsten Zinssitzung der Euro-Währungshüter hat die Bank of Japan (BoJ) ihre Geldpolitik erneut gelockert – zum zweiten Mal innerhalb von sechs Wochen. Man werde die “notwendige Menge an Staatsanleihen ohne Obergrenze kaufen”, erklärten Japans Notenbanker nach ihrem auf einen Tag verkürzten Treffen am Montag. Bislang hatte sich die BoJ ein Jahresmaximum von 80 Bill. Yen (690 Mrd. Euro) für den Erwerb von Staatsanleihen gesetzt. Außerdem kauft die Zentralbank nun bis September mehr Schuldpapiere von Unternehmen.Die Entscheidung der BoJ kommt wenige Tage vor der nächsten Zinssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag. Zuletzt ist der Druck auf die Euro-Hüter wieder gestiegen, auch wenn die meisten Experten nun noch keine neuen Hilfen erwarten. Am Mittwoch entscheidet auch noch die US-Notenbank Fed über ihren Kurs. Damit tagen die drei wichtigsten Notenbanken der Welt binnen nur weniger Tage.Die Wortwahl der Bank of Japan orientierte sich nun ganz offensichtlich an der Fed, die “mit den notwendigen Mengen” die Wirtschaft unterstützen will. Bei Schuldpapieren von Unternehmen steigerte die BoJ ihr Limit von zuletzt 7,4 Bill. Yen unerwartet stark auf 20 Bill. Yen (172 Mrd. Euro). Dies werde die Refinanzierung großer Unternehmen erleichtern, meinte Takeshi Yamaguchi von Morgan Stanley MUFG. Der Finanzmarkt reagierte positiv. Der Nikkei 225 stieg um 2,7 %. Ernste Lage”Japans Wirtschaft wird wahrscheinlich bis auf weiteres in einer ernsten Lage verbleiben”, stellte die BoJ unter Verweis auf die Folgen des Coronavirus im In- und Ausland fest. Gouverneur Haruhiko Kuroda erklärte nach dem BoJ-Treffen, die “derzeitige Krise könnte schlimmere Folgen als der Lehman-Schock” haben. In ihrem Konjunkturausblick sagen die Notenbanker einen Rückgang der Wirtschaftsleistung 2020 um 3 % bis 5 % vorher. Im Januar hatte die Notenbank noch ein Wachstum von 0,8 % bis 0,9 % prognostiziert. Zugleich würde die Kerninflationsrate ohne frische Lebensmittel in eine Spanne zwischen – 0,3 und – 0,7 % sinken. Keine DeflationDennoch stellt sich Kuroda nicht auf eine Rückkehr zur Deflation ein. “Die Preise werden ab 2021 wieder steigen”, meinte der Gouverneur. Im Fiskaljahr 2021 werde sich auch Japans Wirtschaft wieder erholen und ein Wachstum von 2,8 % bis 3,9 % erreichen.Hiromichi Shirakawa, Chefökonom von Credit Suisse Japan, rechnet mit Staatsanleihenkäufen von monatlich durchschnittlich 8 Bill. Yen oder 96 Bill. Yen jährlich. Das entspräche einem Plus von 25 Bill. Yen zum Vorjahr. Andere Analysten halten die Streichung der Obergrenze für eher symbolisch, da die BoJ den Leitzins seit September 2016 über die Zinskurve steuert.”Die BoJ hat alle Zweifel daran beseitigt, dass sie die Zinsstrukturkurve trotz ansteigender Anleiheemissionen (als Folge der Coronakrise) verteidigen kann”, meinte John Vail, Chefstratege von Nikko Asset Management. Ähnlich denkt auch Tobias Basse von der Nord/LB: “Gouverneur Kuroda gab klar zu verstehen, dass er keinen Anstieg der Rendite von Staatsanleihen akzeptieren wird”, sagte Basse.