Japans Notenbank hält an ultralockerer Politik fest
mf Tokio – Japans Notenbank fasst die Stellschrauben ihrer ultralockeren Geldpolitik nicht an. Der Strafzins für die Einlagen der Geschäftsbanken bleibt bei -0,1 %, wie die Bank of Japan gestern entschied. Dagegen hatten die Währungshüter bei ihrer vorigen Sitzung den Zielkorridor für die Rendite der zehnjährigen Staatsanleihe verdoppelt. Sie darf nun zwischen -0,2 % und +0,2 % schwanken. Zu den Auswirkungen dieser Entscheidung wollte Notenbankchef Haruhiko Kuroda noch keine Stellung nehmen. Wegen des typischerweise verringerten Handels im Sommer sei es dafür zu früh, auch wenn der Handel zeitweise zugenommen habe, so Kuroda. Inflationsziel nicht erreichtNach Ansicht von Nord/LB-Analyst Stefan Große gab es auch wenig Anlässe für die japanische Zentralbank, ihren geldpolitischen Kurs zu ändern. Zwar sei das Wachstum positiv und die Beschäftigung auf Rekordniveau. Aber den Preisen fehle die notwendige Dynamik. “Wir müssen an unserer kraftvollen lockeren Geldpolitik festhalten, da es bis zum Erreichen unseres Inflationsziels noch dauern wird”, sagte auch Gouverneur Kuroda. Außerdem dürften Naturkatastrophen wie das Erdbeben in Hokkaido und der Taifun in Westjapan das Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal belasten, argumentierte Große. Dazu kämen mögliche Bremseffekte für das Wachstum durch die Handelsstreitigkeiten mit den USA.Das aktuelle Konjunkturbild scheint jedoch weiter rosig zu bleiben. Im August stiegen die Exporte um 6,6 % zum Vorjahr. Im Juli lag das Plus nur bei 3,9 %. Real legten die Ausfuhren gegenüber Juli um 2,1 % den zweiten Monat in Folge zu. Ungeachtet des US-Handelskrieges mit China wuchsen die japanischen Ausfuhren in die USA um 5,3 %. Da die Importe deutlich stärker zulegten, schrumpfte das Handelsdefizit mit den USA um 14,5 %. Die Exporte nach China, Japans größtem Handelspartner, kletterten um 12,1 %. Insgesamt verzeichnete Japan mit 444,6 Mrd. Yen (3,4 Mrd. Euro) den zweiten Monat in Folge ein Handelsdefizit. Yen im FokusDie Analysten reagierten unterschiedlich auf den Notenbankentscheid. Morgan Stanley MUFG rechnet erst für das Frühjahr 2019 mit einer Anpassung der Negativzinspolitik. Dagegen sagt Edgar Walk, Chefvolkswirt von Metzler Asset Management, ungeachtet der Äußerungen von Kuroda eine geldpolitische Wende in Japan vorher. Aber die Notenbank werde vorsichtig handeln, da eine Trendwende eine Aufwertung des Yen und einen Rückgang der Inflationsrate bringe. Japanische Finanzanleger würden ihre hohen Auslandsanlagen von zuletzt 4,1 Bill. Dollar verringern. Dies könnte laut Walk erhebliche Verwerfungen an den internationalen Kapitalmärkten hervorrufen.