Japans Notenbank hilft kleinen Firmen

Weiteres Programm beschlossen - Preisdaten schüren neue Deflationssorgen

Japans Notenbank hilft kleinen Firmen

mf Tokio – Die Bank of Japan (BoJ) hat auf einer Sondersitzung ein neues Hilfsprogramm für kleine und mittlere Unternehmen ab Juni aufgelegt. Damit haben die Währungshüter ihren Flankierungskurs für die staatlichen Konjunkturmaßnahmen gegen die Pandemie bekräftigt. Zugleich muss sich die Zentralbank neue Sorgen machen, dass die Deflation nach Japan zurückkehrt. Im April fielen die Verbraucherpreise in der Kernrate erstmals seit Dezember 2016 wieder im Jahresvergleich.Gouverneur Haruhiko Kuroda hatte das Spezialprogramm schon beim Treffen der Bankführung im April in Auftrag gegeben und wollte mit der Einführung nicht bis zur nächsten regulären Sitzung im Juni warten. Aus einem neuen Topf von 30 Bill. Yen (254 Mrd. Euro) erhalten die Geschäftsbanken kostenloses Geld für bis zu ein Jahr zur Ausleihe an kleine und mittlere Unternehmen, die durch Betriebsschließungen und Auftragsverluste infolge der Corona-Pandemie und der staatlichen Ausgangsbeschränkungen in finanzielle Nöte geraten sind. Ein Teil des Geldes wird über staatliche Förderinstitute garantiert, damit die Geschäftsbanken die Kredite bereitwilliger vergeben. Verhaltene InanspruchnahmeDie Liquiditätshilfen der japanischen Zentralbank an Unternehmen und private Haushalte summieren sich nun auf 75 Bill. Yen (636 Mrd. Euro). Auf die erste Zwischenbilanz dieser Hilfen darf man gespannt sein. Denn die Geschäftsbanken agieren auch bei geringen Vergaberisiken vorsichtig. Zugleich scheuen viele Betriebe den großen bürokratischen Aufwand, an das billige Geld zu kommen. Die papierbasierte Vergabe in Japan hat sich schon bei anderen Konjunkturhilfen wie der Einmalzahlung von 100 000 Yen (848 Euro) an jeden Japaner als großes Hemmnis erwiesen.Unterdessen stehen Japans Währungshüter vor einer befürchteten anderen Herausforderung. Nach sieben Jahren expansiver Geldpolitik taucht das eigentlich vertriebene Schreckgespenst der Deflation wieder auf. Die Kerninflationsrate brach von + 0,4 % im März auf – 0,2 % im April ein. Die Preisrate ohne Energie und frische Lebensmittel, die von der Bank of Japan besonders beobachtet wird, sank von +0,6 % auf +0,2 %. Als Ursachen für den Preisverfall nannten Analysten das stark verbilligte Öl sowie die Auswirkungen von kostenloser höherer Bildung, die gesunkenen Kosten der Autohaftpflichtversicherung sowie die verbilligten Pauschalreisen ins Ausland.Einerseits muss die japanische Notenbank davon ausgehen, dass der negative Preistrend sich infolge der Corona-Pandemie über einen längeren Zeitraum festsetzen könnte. Einige Analysten gehen andererseits davon aus, dass die neue Deflationsphase aufgrund der monetären und fiskalischen Gegenmaßnahmen lediglich ähnlich milde Preisrückgänge bringen wird wie in der Vergangenheit. Anders als etwa für die USA erwarten die Analysten nicht, dass es bei einem Aufschwung in Japan einen Inflationsschub gibt. Zur Begründung verwies Takeshi Yamaguchi von Morgan Stanley MUFG auf die traditionell niedrigen Inflationserwartungen von Unternehmen und Haushalten, die seit der Anhebung der Mehrwertsteuer im Oktober 2019 noch mehr gedrückt worden seien. Außerdem neige die japanische Fiskalpolitik dazu, ihre Geldhähne nach einem Krisenende schnell wieder zuzudrehen.