Japans Notenbank unter hohem Druck

Finanzmarkt erwartet von Ratssitzung große geldpolitische Schritte - Spekulation läuft hoch

Japans Notenbank unter hohem Druck

Einen Tag nach der US-Zinsentscheidung rückt am Donnerstag die Geldpolitik der Bank of Japan in den globalen Fokus. Dabei stecken Japans Währungshüter in einer Zwickmühle zwischen schwachem Wachstum und niedriger Inflation sowie den großen Erwartungen von spekulativen Investoren am Finanzmarkt.Von Martin Fritz, TokioAm liebsten hat Haruhiko Kuroda, Gouverneur der Bank of Japan (BoJ), bei neuen Schritten das Überraschungsmoment auf seiner Seite, um deren Auswirkung auf den Finanzmarkt zu maximieren. So zuletzt Ende Januar bei der unerwarteten Einführung von Negativzinsen. Doch vor dem Treffen des geldpolitischen Rates der BoJ in dieser Woche haben ausländische Hedgefonds den Spieß umgedreht und Kuroda ihrerseits unter Handlungsdruck gesetzt. In der vergangenen Woche kauften die Fonds offenbar in großem Stil Terminkontrakte auf den Nikkei 225 und spekulierten auf einen weicheren Yen. Dazu sorgte ein Bericht über einen angeblichen Negativzins für die Kreditfazilität der Bank of Japan für Kursauftrieb. Die Geschäftsbanken würden dann quasi dafür bezahlt, wenn sie Geld verleihen. Sollte Kuroda nicht ausreichend handeln, würde der Yen wieder anziehen und die Aktienkurse fallen.Tatsächlich erwarten laut einer Bloomberg-Umfrage 23 von 41 Analysten beim Ratsbeschluss am Donnerstag mehr Quantitative Easing. Acht Analysten sagen eine Senkung des Leitzinses tiefer ins negative Territorium voraus. Dagegen sehen die Skeptiker den G 7-Gipfel Ende Mai als hohe Hürde. Die Inselnation wolle beim Gipfel nicht für einen möglichen Währungskrieg kritisiert werden.Die Spekulationen auf ein Aufdrehen der Geldhähne haben jedoch einen handfesten Hintergrund: Trotz Negativzins und Wertpapierkäufen im Rekordtempo wertete der Yen in diesem Jahr auf. Zudem sanken die Stimmung und die Inflationserwartungen der Manager. Dazu bremste das Doppelerdbeben in Kyushu die Industrieproduktion.UBS Japan reicht diese Ausgangslage, um für Donnerstag einen Paukenschlag der BoJ vorherzusagen. Die Wertpapierkäufe würden um ein Viertel auf jährlich 100 Bill. Yen (800 Mrd. Euro) ausgeweitet, meinte UBS Japan. Außerdem kämen wohl eine Leitzinssenkung um 20 Basispunkte auf minus 0,3 % sowie negative Kreditzinsen. Ein solches Paket würde die japanische Devise bis zum Jahresende um 10 % auf 122 Yen je Dollar schwächen. Andernfalls lasse sich das Inflationsziel von 2 % nicht erreichen.Ebenso warnte die Royal Bank of Scotland vor einer mächtigen Reaktion der BoJ gegen die aktuellen Rekordwetten auf eine Yen-Aufwertung. Über 66 000 Terminkontrakte in diese Richtung habe es seit 1992 nicht gegeben.Im Vergleich dazu fällt die Prognose von Daiwa Securities für den BoJ-Beschluss konservativ aus. Das japanische Brokerhaus rechnet lediglich mit der Einführung von negativen Kreditzinsen. Eine spezielle Liquiditätsspritze für Geschäftsbanken in der Erdbebenregion wäre makroökonomisch vernachlässigbar, erklärte Daiwa. Mehr Staatsanleihenkäufe seien womöglich nicht machbar, eher werde es mehr Käufe von Aktienindexfonds geben.Das wiederum sieht die Deutsche Bank anders, da die BoJ bereits die Hälfte des Indexfondsmarkts kontrolliere. Auch höhere Negativzinsen haben nach Ansicht der Deutschen Bank eher eine geringe Wirkung und bergen das Risiko eines festeren Yen. Unerwartete SchützenhilfeZuletzt hatte Gouverneur Kuroda erklärt, der Negativzins wirke sich erst im Laufe der Zeit auf die Wirtschaft aus. Unerwartete Unterstützung bekam er jetzt vom Chef der Finanzgruppe Mizuho, Tatsufumi Sakai, obwohl die Banken wegen des Strafzinses unter fallenden Aktienkursen zu leiden haben. Der Minuszins werde Investitionen revitalisieren, sagte Sakai der “Financial Times”.Auch der langjährige Japan-Analyst Jesper Koll, seit kurzem Japan-Chef des Indexfondsanbieters Wisdom Tree Investment, sieht im Negativzins mehr Vor- als Nachteile. Der Yen sei zwar nicht wie erwartet geschwächt worden, so Koll, aber die Banken würden zur Restrukturierung und Vermögensverwalter zur Modernisierung ihrer Produkte gezwungen.