Japans Wirtschaft geht geteilte Wege

Export kurbelt Produktion an - Inflationsrate fällt weiter - Konsum sinkt

Japans Wirtschaft geht geteilte Wege

mf Tokio – Im Januar hat Japans Wirtschaft zwei Gesichter gezeigt. Auf der einen Seite ist die Industrieproduktion unerwartet kräftig gestiegen, weil die Exporteure mehr in Japan produzieren und die Ausfuhren seit dem Herbst stetig angezogen haben. Auf der anderen Seite haben die Konsumenten ihre Ausgaben unerwartet verringert, obwohl die Inflationsrate weiter gesunken ist. Zusammen mit der leicht gestiegenen Arbeitslosenrate wirft dies die Frage auf, wie stabil und nachhaltig die konjunkturelle Erholung ist. Im vergangenen Quartal war Japans Wirtschaft nach zwei Quartalen einer technischen Rezession durch die Erhöhung der Verbrauchsteuer wieder auf den Wachstumspfad eingeschwenkt. Nulllinie im BlickMit Argusaugen beobachtet der Finanzmarkt die allmähliche Rückkehr der Inflationsrate an die Nulllinie. Die Kernpreise (ohne frische Lebensmittel) lagen im Januar um 2,2 % höher als im Vorjahr. Zieht man den Effekt der Steuererhöhung ab, bleibt aber nur eine Rate von 0,2 % stehen. Das ist der niedrigste Wert seit zehn Monaten. Mehrere Analysten erwarten teilweise schon für Februar infolge des starken Ölpreisverfalls die Rückkehr der Deflation. Durch die Abwertung des Yen um 18 % zum Dollar seit Ende Oktober hält sich der Preisverfall bei Ölprodukten zwar in Grenzen. Aber das Inflationsziel der Bank of Japan (BoJ) ist nun so weit außer Reichweite gerückt, dass 26 von 35 Ökonomen nach einer Bloomberg-Umfrage mit einer weiteren Öffnung der Geldschleusen bis Oktober rechnen.BoJ-Gouverneur Haruhiko Kuroda will nach eigener Aussage jedoch nicht auf den Ölpreis reagieren. Allerdings beobachte er, wie sich die Inflationserwartungen veränderten, weil sich dies auf den Konsum auswirkt. Bisher bleiben die Verbraucher ungeachtet des billigeren Benzins vorsichtig, nachdem die Preise im Vorjahr schneller als die Löhne gestiegen waren.Die Haushalte gaben im Januar real 0,3 % weniger als im Vormonat aus. Gegenüber dem Vorjahr sanken die Ausgaben um 5,1 %. Die Bewegung war deutlich stärker als erwartet. Parallel sanken die Umsätze im Einzelhandel um 0,9 % zum Vormonat und lagen damit den vierten Monat in Folge im negativen Terrain. Lichtblick IndustrieFür einen Lichtblick sorgte der Sprung der Industrieproduktion um 4,0 % zum Vormonat. Allerdings rechnen die Hersteller für Februar mit einer Stagnation und im März mit einem Rückgang um 3,2 %. Die Arbeitslosenrate stieg um 0,2 Punkte auf 3,6 %. Doch die Zahl der offenen Stellen je 100 Bewerber verharrte bei 114. Grund für die höhere Rate war der Anstieg der Zahl der Arbeitssuchenden um 0,6 % im Vergleich zum Vormonat.