Japans Wirtschaft wächst unerwartet stark

Höhere Exporte und Lagerbestände stützen

Japans Wirtschaft wächst unerwartet stark

mf Tokio – Die Wirtschaftsleistung Japans ist im Vierteljahr von Januar bis März mit einer Rate von 0,6 % zum Vorquartal so kräftig gewachsen wie zuletzt vor einem Jahr. Die Jahresrate von 2,4 % lag doppelt so hoch wie im Schlussquartal 2014 und drei Mal so hoch wie das jüngste Wachstum der Europäischen Union.Die drittgrößte Einzelvolkswirtschaft der Welt hat nun das zweite Vierteljahr in Folge expandiert. In dem halben Jahr davor hatte die Anhebung der Mehrwertsteuer eine Rezession ausgelöst. Die Börse feierte die aktuelle Nachricht: Der Nikkei 225 zog um 0,9 % an und eroberte die Marke von 20 000 Yen zurück.Dagegen reduzierte das Brokerhaus Nomura seine Wachstumsprognose für das neue Fiskaljahr (ab 1. April) um ein Viertel auf 1,5 %. Denn beim genauen Hinsehen trübt sich der positive Eindruck ein. “Die Zahl gibt ein stärkeres Bild als die wahre Lage”, meinte Tomo Kinoshita vom Brokerhaus Nomura. Rezession verlassenSo steuerten die Lagerinvestitionen mit 0,5 Punkten den höchsten Beitrag zum Wachstum bei. Die Firmen produzierten also über die Nachfrage hinaus. Ohne diesen Lageraufbau reduziert sich die Wachstumsrate auf magere 0,1 %. “Die japanische Volkswirtschaft hat die Rezession des vergangenen Jahres hinter sich gelassen. Mehr allerdings auch nicht”, kommentierte Rudolf Besch von der DekaBank.Mit einer Wachstumsrate von 2,4 % – nach 3,2 % im Vorquartal – brachte der Export 0,4 Punkte an gesamtwirtschaftlichem Zuwachs ein. Doch infolge höherer Importe offenbar vor allem von Mineralölprodukten verringerte der Außenhandel im Saldo die Zuwachsrate des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,2 Punkte. Der private Konsum, der über 60 % der Wirtschaftsleistung ausmacht, stieg das dritte Vierteljahr in Folge. Die Verbraucher scheinen sich langsam an die höhere Verbrauchsteuer zu gewöhnen. Aber die Zuwachsrate von 0,4 % lag auf dem Niveau des Vorquartals, obwohl die Einkommen um real 0,6 % zugelegt haben. Nominal sanken die Ausgaben der Haushalte um 0,1 %.Die Unternehmen blieben ähnlich vorsichtig. Zwar steigerten sie ihre Kapitalausgaben zum ersten Mal seit vier Quartalen, aber nur um bescheidene 0,4 %. Andererseits gaben die Japaner mit einem Plus von 1,8 % erstmals seit einem Jahr wieder mehr für private Hausbauten aus. Lockerung erwartetDie Regierung blieb in ihrer Einschätzung vorsichtig. Nominal wuchs das BIP um 1,9 % zum Vorquartal so stark wie zuletzt im dritten Quartal 2011. Der Deflator als weitester Gradmesser für die Inflation stieg um 1,3 %. Doch Wirtschaftsminister Akira Amari meinte, die Japaner hätten ihre deflationäre Mentalität noch nicht abgeschüttelt.Von dem angestrebten Wachstum von 2 % ist Japan jedenfalls noch weit entfernt. Daher sagten mehrere Ökonomen eine weitere Runde der geldpolitischen Lockerung für die zweite Jahreshälfte voraus. Barclays Japan rechnet mit dem Schritt im Juli. Von der Tagung des Lenkungsrats der Bank of Japan in dieser Woche werden dagegen keine neuen Maßnahmen erwartet.