Wirtschaftswachstum

Japans Wirtschaft wächst doch geringer

Das immer noch starke Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal spüren viele Japaner nicht in ihrem Geldbeutel. Regierungschef Fumio Kishida will daher nun sein Kabinett umbilden und neue Maßnahmen für höhere Löhne und Investitionen ergreifen.

Japans Wirtschaft wächst doch geringer

Japans Wirtschaft wächst doch geringer

Premierminister Fumio Kishida bildet am Mittwoch Kabinett um

mf Tokio

Japans Wirtschaft ist im zweiten Quartal gemäß revidierten Daten weniger kräftig gewachsen als zunächst berechnet. Das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte um 1,2% zum Vorquartal zu statt der zuvor kalkulierten 1,5%. Auf annualisierter Basis ging die Wachstumsrate von 6,0% auf 4,8% zurück. Diese Rate liegt zwar noch deutlich über dem Potenzialwachstum der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt von 0,5%. Aber laut der neuen Berechnung basierte das Wachstum weiter allein auf hohen Exporten gekoppelt mit weniger Importen.

Ein Grund für die Korrektur war der Rückgang der Firmeninvestitionen um 1,0% zum Vorquartal, vorher ging man von einer Stagnation aus. Hier dürfte sich die schwache Konjunktur des größten Handelspartners China ausgewirkt haben. Der private Konsum, der rund 60% des BIP ausmacht, schrumpfte um 0,6% statt um 0,5%. Diese Entwicklung führen Analysten auf die anhaltenden Preissteigerungen zurück. „Die Belebung des privaten Verbrauchs durch den Nachholbedarf nach der Pandemie geht zu Ende“, meinte Yuichi Kodama, Chefökonom des Meiji-Yasuda-Forschungsinstituts, der ein negatives BIP-Wachstum im laufenden Vierteljahr erwartet.

Kabinettsumbildung am Mittwoch

Die ungewohnte Inflation nach zwei Jahrzehnten stagnierender oder leicht fallender Preise hat die Zustimmungswerte für Premierminister Fumio Kishida gedrückt. Viele Bürger haben das Gefühl, dass der Aufschwung an ihnen vorbeigeht. Daher beschloss sein Kabinett bereits, die Subventionen für die Preise von Benzin und Diesel bis zum Jahresende zu verlängern. Ihr Anstieg auf den höchsten Stand seit 1990 beruht auf dem Verfall der japanischen Währung zum Dollar, der das importierte Rohöl verteuert. Finanzminister Shunichi Suzuki warnte am Freitag vor einer neuen Intervention. „Alle Optionen liegen auf dem Tisch“, um „angemessen“ auf die Abwertung auf zuletzt 147 Yen je Dollar zu reagieren, sagte Suzuki.

Außerdem will Kishida am Mittwoch sein Kabinett und die Führung der regierenden Liberaldemokratischen Partei (LDP) umbilden, um mit frischen Gesichtern die Gunst der Bürger zurückzugewinnen. Die erneuerte Regierung soll dann ein Konjunkturpaket für mehr Wachstum und gegen den Preisauftrieb schnüren. Damit möchte Kishida sein Konzept eines „neuen Kapitalismus“ zugunsten der Beschäftigten vorantreiben.

Das Maßnahmenbündel soll Anreize für die Unternehmen setzen, mehr zu investieren und ihren Beschäftigten mehr zu zahlen. Trotz eines unerwartet tiefen Schlucks aus der Lohnpulle fallen die Realeinkommen nämlich seit 16 Monaten. Laut Arbeitsministerium sanken die Reallöhne im Juli aufgrund geringerer Bonuszahlungen um 2,5% zum Vorjahr. Die Haushalte verringerten ihre Ausgaben im gleichen Monat denn auch um 2,7% gegenüber dem Vormonat. Das war der stärkste Fall seit Februar 2022.

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