Aufschwung durch frische Konsumfreude

Japans Wirtschaft wächst wieder

Der stark gewachsene Privatkonsum hat im zweiten Quartal zu einem unerwartet starken Wachstum der japanischen Volkswirtschaft geführt. Das könnte die Bank of Japan dazu ermutigen, in den kommenden Monaten einen weiteren Zinsschritt zu setzen.

Japans Wirtschaft wächst wieder

Japanische Wirtschaft wächst wieder

Erhöhter Privatkonsum stützt weiteren Zinsschritt der Bank of Japan

mf Tokio

Vor allem dank eines kräftigeren Privatkonsums ist Japans Volkswirtschaft im zweiten Quartal stärker gewachsen als vorhergesagt. Das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) zwischen April und Juni wuchs laut der ersten vorläufigen Schätzung um 0,8% zum Vorquartal. Aufs Jahr hochgerechnet ergibt sich eine Wachstumsrate von 3,1%. Vom japanischen Marktforscher Quick befragte Ökonomen hatten nur eine Jahresrate von 2,3% vorhergesagt. Zum Jahresauftakt war das BIP noch um 0,6% zum Vorquartal geschrumpft, als Konsumenten und Unternehmen ihre Ausgaben drosselten.

Die Rückkehr zum Wachstum ist Wasser auf die Mühlen der Bank of Japan (BoJ), die Ende Juli den Leitzins auf 0,25% erhöht hatte. Sie tat das, obwohl vorherige Konjunkturdaten etwa zur Industrieproduktion nicht besonders gut ausgefallen waren. Der erste Anstieg des privaten Konsums seit mehr als einem Jahr „sollte die BoJ ermutigen, im späteren Jahresverlauf eine weitere Zinserhöhung vorzunehmen“, meinte Ökonom Marcel Thieliant von Capital Economics. Die „einfach positiven“ Zahlen verheißen weitere Zinsanhebungen, sagte auch Kazutaka Maeda vom Forschungsinstitut Meiji Yasuda. „Allerdings wird die BoJ vorsichtig bleiben, da die letzte Zinserhöhung einen starken Anstieg des Yen auslöste“, schränkte Maeda ein.

Reallöhne begünstigen Konsum

Die Steigerung der privaten Ausgaben um 1% zum Vorquartal könnte mit dem höchsten Lohnwachstum seit fast 30 Jahren zusammenhängen. Es wurde teilweise schon ab April vor allem für festangestellte Konzernmitarbeiter wirksam. Nach einem Minus von 1,3% im Mai legten die Reallöhne im Juni um 1,1% erstmals seit rund zwei Jahren zu. Die Nominallöhne wuchsen um 4,5%, so stark wie zuletzt im Januar 1997. Allerdings sind in dieser Zahl auch die halbjährlichen Boni enthalten, sodass die regulären Löhne eigentlich um 1% gesunken sind.

In den vier Quartalen zuvor hatten die Haushalte ihre Ausgaben verringert, weil der schwache Yen importierte Waren und Nahrungsmittel verteuerte und so die Lebenshaltungskosten in die Höhe trieb. Im Juni kletterten die Preise in der Kernrate ohne frische Lebensmittel um 2,6% zum Vorjahr. „Der Privatkonsum im laufenden Quartal wird aufgrund des im Juni vollzogenen Steuerabzugs kontinuierlich um etwa 3% steigen“, kommentierte Taro Saito, Analyst am NLI Research Institute. „Japans Wirtschaft hat die Deflation hinter sich gelassen.“

Leicht negative Nettoexporte

Auch andere Wirtschaftsbereiche erlebten im abgelaufenen Vierteljahr einen Aufschwung. Nach drei negativen Quartalen kletterten die privaten Ausgaben für neue Häuser und Eigentumswohnungen um 1,6% zum Vorquartal. Die öffentlichen Investitionen legten um hohe 4,5% erstmals seit dem Sommer des Vorjahres zu. Die Unternehmen hoben ihre Kapitalausgaben um 0,9% an. Im Vorquartal gingen sie unerwartet um 0,4% zurück. Der Außenhandel belastete das Wachstum dagegen leicht und drückte die BIP-Wachstumsrate um 0,1 Prozentpunkte, weil die Importe stärker wuchsen als die Exporte. Die Ausfuhren selbst kletterten jedoch um 1,4% zum Vorquartal.

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