Japans Zentralbank setzt ihren Sonderweg fort
Bank of Japan setzt ihren Sonderweg fort
Notenbank hält an sehr lockerer Geldpolitik fest – Ueda: “Anzeichen für Lohninflation” – Yen auf 15-Jahres-Tief zum Euro
mf Tokio
Trotz der guten Konjunktur und der hohen Inflation ignoriert Japans Zentralbank die erneut gestiegenen Zinsen in den USA und der Eurozone und lässt ihre Geldhähne weit aufgedreht. Der Leitzins bleibt auf -0,1% und der 10-jährige Satz nahe 0%. Die umstrittene Steuerung der Zinskurve wird nicht angetastet. Der im April angetretene Gouverneur der Bank of Japan (BoJ), Kazuo Ueda, sieht nach eigenen Angaben keinen Handlungsbedarf. Er würde lieber zu viel als wenig geldpolitische Lockerung betreiben.
Die Nebenwirkungen seiner Politik hätten zuletzt sogar nachgelassen, sagte Ueda. Damit spielte er darauf an, dass die Rendite der 10-jährigen Staatsanleihen seit einiger Zeit wieder unter der erwünschten Obergrenze von 0,5% liegt.
Zugleich hielt sich Ueda die Tür für Kurswechsel offen: „Wir entscheiden über die Geldpolitik, indem wir die Vorteile und Kosten jeder Maßnahme sorgfältig abwägen.” Eine Änderung der Zinskurvensteuerung könnte durchaus überraschend kommen, sagte der BoJ-Chef. Das sei angesichts des sich verändernden wirtschaftlichen Umfeldes unvermeidlich.
Nach dem Beschluss der Bank of Japan (BoJ) setzte die japanische Währung ihren Abwärtstrend fort, der sich nach der Zinserhöhung in den USA am Mittwoch beschleunigt hatte. Zum Dollar fiel der Yen auf den niedrigsten Stand in diesem Jahr, gegenüber dem Euro erreichte die Devise ein 15-Jahres-Tief.
„Die sehr vorsichtigen Anmerkungen von Ueda zum Inflationsumfeld in Japan übten sofort einen gewissen Druck auf den Yen aus”, schrieb NordLB-Analyst Tobias Basse. Der Devisenmarkt spüre, dass die BoJ vor allem bei perspektivisch denkbaren Anpassungen des traditionellen Leitzinsniveaus möglichst weiter auf Zeit spielen wolle. Der Aktienstratege der Vermögensverwaltung Nikko AM, John Vail, warnte jedoch vor Leerverkäufen: „Jeder, der den Yen shortet, sollte wissen, dass die japanische Regierung bei einer starken Abschwächung wahrscheinlich schnell und ohne Vorwarnung eingreifen wird.“
Gouverneur Ueda betonte, gegen die kostengetriebene Inflation könne die Zentralbank wenig tun, obwohl der schwache Yen für einen zusätzlichen Preisauftrieb bei importierten Waren und Brennstoffen sorgt. Die Einfuhrpreise hätten jedoch ab April zu sinken angefangen, was sich schließlich auf die Verbraucherpreise auswirken werde.
Als eine wichtige Voraussetzung für einen Ausstieg aus den Zinskontrolle gelten weiter steigende Löhne. Hier konstatierte Ueda „Anzeichen für eine von Löhnen getriebene Inflation“ und bezeichnete die Entwicklung als „sehr wichtig“. „Aber es besteht ein hohes Maß an Unsicherheit, wie dauerhaft dieser Trend ist“, schränkte der Gouverneur ein.
Niedrigzinsen helfen Aktien
Ueda kommentierte auch die Inflation bei Vermögenspreisen, weil der Leitindex Nikkei 225 neue 33-Jahres-Hochs erreicht hatte. Die niedrigen Zinsen würden dem Aktienmarkt helfen. Aber die aktuelle Stärke bei Dividendenpapiere führte er vor allem auf die freundlicheren Konjunkturaussichten in Japan zurück.