Jeroen Dijsselbloem bleibt Mister Eurogroup
BZ – Der niederländische Finanzminister Jeroen Dijsselbloem bleibt für weitere zweieinhalb Jahre Präsident der Eurogruppe. Die 19 Finanzminister der Eurozone verständigten sich am Montag in Brüssel auf den 49-Jährigen. Die Entscheidung fiel einer kurzen Erklärung der Eurogruppe zufolge einstimmig. Dijsselbloem setzte sich gegen den spanischen Wirtschaftsminister Luis de Guindos durch, der sich ebenfalls für das Amt beworben hatte und lange Zeit von der Bundesregierung öffentlich in seiner Kandidatur unterstützt worden war. Mehrere Finanzminister, vor allem aus Nord- und Mitteleuropa, hatten allerdings zuletzt Dijsselbloems Verhandlungsführung im griechischem Schuldenstreit ausdrücklich gelobt.Der Niederländer wurde erstmals im Januar 2013 an die Spitze der Eurogruppe gewählt und folgte damals dem Luxemburger Jean-Claude Juncker nach, der seit vergangenem Jahr EU-Kommissionspräsident ist. Seit Anfang 2013 ist Dijsselbloem auch Vorsitzender des Gouverneursrates des Euro-Rettungsfonds ESM. In der Eurogruppe koordinieren die 19 Staaten der Eurozone ihre Wirtschafts- und Finanzpolitik. Im Gegensatz zum Rat der 28 EU-Finanzminister ist die Eurogruppe ein informelles Gremium.Nach Patzern zu Beginn seiner Amtsperiode – insbesondere missverständlichen Aussagen in der Zypern-Krise – wurde Dijsselbloem (49) von vielen als unerfahrener Neuling eingestuft, hatte er doch schließlich bis dahin – abgesehen von einem kurzen Zwischenspiel als Mitarbeiter der sozialdemokratischen Euro-Delegation in Brüssel 1992 – kaum europäische Erfahrung gesammelt. Inzwischen wird Dijsselbloem als Chef der Finanzminister für seine Nüchternheit, seinen Pragmatismus und seinem straffen Führungsstil geschätzt. Zugleich gilt er als zuvorkommender Gesprächspartner, der auch gut zuhören kann. Dijsselbloem unterstützt den Kurs einer rigorosen Spar- und Reformpolitik. Im eigenen Land war der schlanke Mann mit dem dunklen Lockenschopf als Abgeordneter lange ein Mann der zweiten Reihe. Der Agrarökonom aus Eindhoven ist einer der “roten Ingenieure” der Erneuerung der Sozialdemokraten. Er war auch einer der Architekten der großen Koalition ab 2012 mit der rechtsliberalen VVD von Premier Mark Rutte.Der Chefposten der Eurogruppe ist für ihn ein Teilzeitjob. “Das ist gut mit der Funktion des Finanzministers zu vereinbaren”, sagt Dijsselbloem trocken. Seine wenige freie Zeit verbringt er am liebsten in Wageningen im Osten der Niederlande mit seiner Partnerin und den zwei Kindern. Richtig entspannen kann er beim Rosenschneiden und Gras mähen – und abends bei einem britischen TV-Krimi.