fed – Der berufliche Lebenslauf von Joaquín Almunia hat jede Menge Drehungen und Wendungen. Nach dem Studium des Rechts und der Wirtschaft in seiner baskischen Heimat Bilbao trat Almunia der seinerzeit verbotenen Sozialistischen Arbeiterpartei bei, der PSOE. Zugleich engagierte er sich in der Gewerkschaft. Ein Jahrzehnt später wurde er für seine aktive Rolle in der Partei von Premier Felipe González mit dem Posten des Arbeitsministers und später dann des Ministers für Öffentliche Verwaltung belohnt.Nachdem er sich zwischenzeitlich aus dem politischen Leben in die Universität zurückzog, kehrte er um die Jahrtausendwende in die spanische Politik zurück und stieg zum Spitzenkandidaten der sozialistischen Partei bei den Parlamentswahlen auf. Nach einer klaren Niederlage trat er jedoch noch am Wahlabend zurück.Aber auch nach diesem Rückschlag kämpfte sich Almunia wieder zurück in die politischen Spitzenjobs. 2004 wurde er EU-Kommissar in Brüssel. Fünf Jahre lang besetzte er den Posten des Wirtschafts- und Währungskommissars – nicht nur in den Zeiten der damals tobenden Bankenkrise einer der wichtigsten politischen Jobs, die in Brüssel zu haben sind. Weil er die schwierige Aufgabe des obersten Haushaltskontrolleurs der EU – im Rahmen der Möglichkeiten, die ein EU-Kommissar auf diesem Posten hat, – relativ gut erledigte, betraute ihn EU-Kommissionschef José Manuel Barroso anschließend mit dem Amt des EU-Wettbewerbskommissars. Almunia knöpfte sich in seiner Amtszeit mindestens genauso selbstbewusst wie seine Vorgängerin Neelie Kroes die Großen der Wirtschaft vor – von Google bis Gazprom. Er tat dies aber mit etwas weniger Schaum vor dem Mund, was ihm in vielen Fällen half, Fälle effektiver abzuschließen – ohne dabei die Beteiligten vor weitreichenden Konsequenzen zu verschonen. Die WestLB kann das sicher bestätigen. Viele der schlagzeilenträchtigen Entscheidungen übrigens, die seine Nachfolgerin Margrethe Vestager gefällt hat, wurden unter Almunia vorbereitet. Am Sonntag wird Joaquín Almunia 70 Jahre alt.