Arbeitslosigkeit sinkt schwächer als üblich

Frühjahrsbelebung am Jobmarkt lässt auf sich warten

Die saisonübliche Belebung am deutschen Arbeitsmarkt fällt auch im Mai unterdurchschnittlich aus. Trotz höherer Arbeitslosigkeit haben Unternehmen aber oft Probleme, Personal zu finden – wenn auch die Zahl der Engpassberufe abnimmt.

Frühjahrsbelebung am Jobmarkt lässt auf sich warten

Frühjahrsbelebung am Jobmarkt lässt auf sich warten

Arbeitslosigkeit sinkt zwar saisonüblich, aber unterdurchschnittlich – Weniger Engpassberufe

ba Frankfurt

Im Mai hat sich der deutsche Jobmarkt zwar wie saisonüblich belebt. Allerdings fielen Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung nicht so kräftig wie in den meisten Jahren zuvor. „Die Frühjahrsbelebung ist in diesem Jahr nicht richtig in Fahrt gekommen“, erklärte Andrea Nahles, Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit (BA). Besserung lasse weiter auf sich warten.

Fachkräfte bleiben Mangelware

Andererseits zeigt die halbjährliche Fachkräfteengpassanalyse der BA, dass Betriebe „auch bei einer zuletzt gestiegenen Arbeitslosigkeit ihre freien Stellen oft nicht nachbesetzen können, weil Fachkräfte fehlen“, wie Nahles betont. Es gebe in rund jedem Siebten der 1.200 betrachteten Fachkräfteberufe einen Engpass, allerdings sei die Zahl der Engpassberufe leicht von 200 auf 183 gesunken. Dies sei aber „allenfalls eine Momentaufnahme und kein langfristiger Trend“, so Nahles. Wegen der demografischen Entwicklung würden auch in den kommenden Jahren viele gut qualifizierte und erfahrene Fachkräfte den Arbeitsmarkt verlassen.

Im Mai waren 2,723 Millionen Personen als arbeitslos registriert. Das sind 27.000 weniger als im April, aber 179.000 Arbeitslose mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote fiel um 0,2 Prozentpunkte zum Vormonat auf 5,8%. Der Rückgang mit der anhaltenden Frühjahrsbelebung sei auch in diesem Monat vergleichsweise gering ausgefallen, berichtet die BA – daher habe die Zahl der Arbeitslosen im Monatsvergleich saisonbereinigt um 25.000 zugenommen. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote verharrte wie schon im April bei 5,9%.

Weniger offene Stellen

Im Mai suchten die Unternehmen etwas weniger Personal als zuvor, bei der BA wurden 702.000 offene Stellen gemeldet, das waren 65.000 weniger als vor einem Jahr. Im Jahresdurchschnitt 2023 waren rund 493.000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsstellen gemeldet. Die Hälfte der Stellenangebote entfiel laut BA auf Engpassberufe, darunter vor allem Pflege- und Gesundheitsberufe, Berufe im Handwerk, der Berufskraftverkehr sowie Berufe in der Kinderbetreuung und der Sozialpädagogik oder der Gastronomie. 172 weitere Berufsgattungen könnten sich zu Engpassberufen entwickeln.

„Mismatch auf dem Arbeitsmarkt“

Allerdings würden von den arbeitslos gemeldeten Fachkräften nur ein Viertel eine Beschäftigung in einem Engpassberuf suchen. „Die Engpassanalyse verdeutlicht einmal mehr das Mismatch auf dem Arbeitsmarkt“, sagte Behördenchefin Nahles daher. Auf der einen Seite drohe gerade für unzureichend qualifizierte Menschen eine Verfestigung der Arbeitslosigkeit. Andererseits würden viele Unternehmen ihre gut eingearbeiteten Fachkräfte halten und im Zuge des demografischen Wandels weiter neue Mitarbeiter suchen.

Lichtblick bei der Kurzarbeit

Einen kleinen Lichtblick sieht Nahles bei den Anzeigen von Betrieben, die mit Kurzarbeit rechnen: Im Mai wurde für 46.000 Personen konjunkturelle Kurzarbeit angezeigt, das ist ein Viertel weniger als im April. Wegen des zeitlichen Verzugs zwischen Anzeige und tatsächlicher Inanspruchnahme stehen aktuelle Daten erst für März zur Verfügung, als für 219.000 Beschäftigte konjunkturelles Kurzarbeitergeld gezahlt wurde, nach 200.000 im Februar und 189.000 im Januar.

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