Johnson droht britischem Parlament

Top-Kandidat auf May-Nachfolge liebäugelt mit "Prorogation" - Wirtschaft leidet

Johnson droht britischem Parlament

hip London – Boris Johnson, der Spitzenkandidat für die Nachfolge von Theresa May, hat nicht ausgeschlossen, das widerspenstige Parlament per “Prorogation” so lange in die Sommerpause zu schicken, bis der EU-Austritt vollzogen ist. Dabei handelt es sich um eine vorzeitige Beendung der Sitzungsperiode durch ein Machtwort der Queen. Aus Sicht vieler Beobachter hat die Wahrscheinlichkeit eines Brexit ohne vorherige Übereinkunft mit Brüssel zuletzt zugenommen.Die Entwicklung scheint auch bereits Spuren in der Wirtschaft zu hinterlassen. Das Verbrauchervertrauen in Großbritannien trübte sich im Mai ein. Der vom Marktforscher GfK erhobene Index ging von -10 Punkten im Mai auf -13 zurück und bewegt sich damit wieder in der Nähe eines Sechsjahrestiefs. Volkswirte hatten im Schnitt -11 auf der Rechnung. Die Konsumenten sind pessimistischer, was die Entwicklung der Volkswirtschaft und ihrer persönlichen Finanzen angeht. Die Bereitschaft zu größeren Anschaffungen war so gering wie zuletzt im November vergangenen Jahres.Derweil zeichnen sich auch schon weitere unternehmerische Folgen der Entscheidung für den EU-Austritt ab. Die französische PSA Group drohte und erklärte, ob das neue Astra-Modell im britischen Vauxhall-Werk Ellesmere Port gebaut werde, hänge von den Konditionen des EU-Austritts und der Annahme einer Betriebsvereinbarung durch die Gewerkschaft Unite ab. Seit der Übernahme von Vauxhall durch PSA vor zwei Jahren hat sich die Zahl der dort Beschäftigten nahezu halbiert. In dem Werk in Cheshire wird eine ältere Version des Astra produziert, die nicht mehr so stark nachgefragt wird. Der Fortbestand des Produktionsstandorts steht seit 2017 auf der Kippe. Das Modell wird auch im polnischen Gliwice gebaut. Unterdessen nehmen nichtgarantierte Arbeitsverhältnisse zu. Wie der Gewerkschaftsdachverband TUC ermittelte, hat sich die Zahl der Beschäftigten in der “Gig Economy” binnen drei Jahren verdoppelt.Das Statistikamt ONS bestätigte unterdessen, dass die Volkswirtschaft im ersten Quartal um 0,5 % gewachsen ist. Allerdings wurde bei der dritten Schätzung das Wachstum der Unternehmensinvestitionen von 0,5 % auf 0,4 % nach unten revidiert. Im Vorjahresvergleich lagen sie um 1,5 % niedriger. Das Leistungsbilanzdefizit schwoll auf 5,6 % des BIP an.