Johnson will Neuwahlen vermeiden

Stimmung der britischen Dienstleister hellt sich auf

Johnson will Neuwahlen vermeiden

hip London – Der britische Premierminister Boris Johnson hat sich gegen Neuwahlen ausgesprochen. “Das Letzte, was ich will, ist eine weitere Wahl ansetzen”, sagte der Nachfolger von Theresa May in Lincolnshire. Die britische Bevölkerung habe 2015 gewählt. Sie habe 2016 die Möglichkeit gehabt, am Brexit-Referendum teilzunehmen und 2017 an einer weiteren Wahl. “Sie will nun, dass wir liefern, was sie verlangt haben. Und das ist, dass wir die EU verlassen.”Johnsons Berater Dominic Cummings ließ seine Gegner dem “Sunday Telegraph” zufolge wissen, dass sie einen No-Deal-Brexit nicht mehr verhindern können. Selbst wenn Johnson ein Misstrauensvotum verlöre, wenn das Parlament nach der Sommerpause im September wieder zusammentritt, könne er die dann fälligen Neuwahlen auf einen Termin nach dem 31. Oktober legen. Das stimme so nicht, sagte John McDonnell, der im Falle eines Wahlsieges von Labour Schatzkanzler würde. Es gebe die Möglichkeit, nach einem erfolgreichen Misstrauensvotum eine Regierung einzusetzen, die einen “No Deal” verhindere, sagte er unter Berufung auf Verfassungsrechtler. Eine solche Regierung der nationalen Einheit, wie sie auch vom ehemaligen Generalstaatsanwalt Dominic Grieve ins Gespräch gebracht wurde, würde aus Abgeordneten verschiedener Parteien bestehen. Zudem gebe es andere parlamentarische Mechanismen, die man nutzen könne, sagte McDonnell. Es sei “so gut wie unvermeidlich”, dass Labour im September ein Misstrauensvotum an den Start bringen werde. “Wir werden alles tun, um ,No Deal` zu stoppen”, kündigte Parteichef Jeremy Corbyn an.Die Stimmung im britischen Dienstleistungsgewerbe hat sich im Juli dank eines starken Auftragseingangs überraschend deutlich aufgehellt. Der Markit/CIPS-Einkaufsmanagerindex für die in Großbritannien dominante Branche stieg von 50,2 auf 51,4 Punkte. Ökonomen hatten im Schnitt lediglich einen Anstieg auf 50,3 auf der Rechnung. Erst Zählerstände unter 50 deuten auf eine Verlangsamung der wirtschaftlichen Aktivität hin. Die Dienstleistungsbranche trägt vier Fünftel zum britischen Bruttoinlandsprodukt bei. Den Composite-Index aus Bau, Industrie und Dienstleistungen hievte das zu Beginn des dritten Quartals auf 50,7 Punkte und damit zurück in die Wachstumszone. Die jüngsten Daten deuten aus Sicht von Chris Williamson, Chief Business Economist bei IHS Markit, darauf hin, dass die britische Wirtschaft zu Beginn des dritten Quartals stagniert, nachdem sie im vorangegangenen Quartal um 0,1 % geschrumpft sein dürfte. Der Preisdruck bleibe schwach. Firmen griffen vermehrt auf Preiswettbewerb zurück, um mehr Umsatz zu machen.