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Kampeter steuert BDA an der Spitze

Von Angela Wefers, Berlin Börsen-Zeitung, 9.7.2016 Steffen Kampeter tritt in große Fußstapfen. Von Dr. Reinhard Göhner hat der frühere parlamentarische Finanzstaatssekretär und CDU-Politiker in diesen Tagen das Amt des Hauptgeschäftsführers der...

Kampeter steuert BDA an der Spitze

Von Angela Wefers, BerlinSteffen Kampeter tritt in große Fußstapfen. Von Dr. Reinhard Göhner hat der frühere parlamentarische Finanzstaatssekretär und CDU-Politiker in diesen Tagen das Amt des Hauptgeschäftsführers der BDA, Spitzenverband der Arbeitgeberverbände, übernommen. Der 63-jährige Göhner hatte das Amt nach 20 Jahren auf eigenen Wunsch aufgegeben. Mit ihm geht eine “arbeits- und tarifrechtliche Institution” von Bord, würdigte Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer den nun geschiedenen Steuermann der BDA. In der Tat war Göhner in der Zeit seines Schaffens der Garant für eine nach außen unaufgeregte und Kontinuität ausstrahlende Interessenvertretung der Wirtschaft in der Politik. Mit messerscharfem Verstand, Weitblick und Fähigkeiten als harter Verhandler hat er der BDA leise großen Einfluss verschafft. Dabei hatte der Jurist kein Bedürfnis nach öffentlicher Präsenz. Die hat er den Präsidenten überlassen – etwa Dieter Hundt, der über Dekaden das Gesicht der BDA prägte.Offensichtlich ist die BDA mit dem Modell Göhner gut gefahren. Mit dem zehn Jahre jüngeren Kampeter hat sie sich wieder für einen Politiker als Hauptgeschäftsführer entschieden. Anders als beim Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), wo Dr. Markus Kerber (52) – ein früherer Investmentbanker und späterer Abteilungsleiter von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) – die Geschicke lenkt, waren Kampeter wie Göhner Abgeordneter des Deutschen Bundestags.Der Wechsel zur BDA war von langer Hand vorbereitet. Vor einem Jahr schon zog sich Kampeter mit der Wahl an die Spitze der BDA-Geschäftsführung vom Posten des Staatssekretärs bei Schäuble zurück. Damit hielt er freiwillig die Karenzzeit von einem Jahr für Mitglieder der Bundesregierung beim Wechsel in die Wirtschaft ein. Erst wenig später wurde dies zum Gesetz. Politisch ganz korrektIm Bundestag wechselte der frühere haushaltspolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion vor zwölf Monaten in den Menschenrechtsausschuss und entfernte sich damit bewusst aus seinem künftigen Fachgebiet, um nicht in den Ruch von Kungelei und Interessenkonflikt zu geraten. Sein Abgeordnetenmandat, das er seit 26 Jahren innehatte, legte er aus demselben Grund vor dem Start bei der BDA in diesen Tagen nieder. Die Zeiten sind andere als zum Amtsantritt von Göhner 1996. Dieser behielt sein Bundestagsmandat bis 2007 ohne allzu große öffentliche Kritik. Beim BDI scheiterte indessen 2006 der Wechsel des CDU-Politikers Norbert Röttgen zum Hauptgeschäftsführer daran, dass er Abgeordneter bleiben wollte.Mit Kampeter zieht bei der BDA ein anderer Charakter und ein Mann anderer Prägung ein, als Göhner es war. Wie sein Vorgänger ist Kampeter kenntnisreich, durchsetzungsstark und direkt – dabei auf durchaus sympathische Art, aber gern einmal einen Ton zu laut. In Kombination mit dem von hanseatischem Understatement geprägten Auftritt des Arbeitgeberpräsidenten aus Bremerhaven, Ingo Kramer, mag das kein Nachteil für die BDA sein. In einer Welt zunehmend einflussreicherer Nichtregierungsorganisationen brauchen auch die etablierten politischen Interessenvertretungen eine gut hörbare Stimme.In das Themengebiet von Arbeitsmarkt, Tarif- und Arbeitsrecht oder Mitbestimmung muss der Volkswirt mit klarem ordnungspolitischem Kompass sich noch einarbeiten. Finanz- und Haushaltspolitik waren bisher seine Domäne. Im Bundestag zog er etwa nach der Finanzkrise 2008 die politischen Fäden, als die Stabilisierungsgesetze für die Banken etabliert und der Rettungsfonds Soffin gegründet wurde. Das manchmal spannungsgeladene Verhältnis zwischen BDI und BDA dürfte künftig in ein gutes Miteinander münden. Kampeter und Kerber – beide aus der Schäuble-Truppe stammend – kennen sich gut und schätzen sich. Nun sind sie im “Haus der Wirtschaft” in der Berliner Breite Straße wieder unter einem Dach vereint.