Kapitalflucht bleibt aus
Bei der Rettung Zyperns werden auch die Spareinlagen der Bankkunden in großem Stil herangezogen. Das hatte Sorgen ausgelöst, Anleger könnten sich aus Angst aus anderen Ländern zurückziehen. Zumindest vorerst ist das aber nicht eingetreten.ms Frankfurt – Das Debakel um die Rettung Zyperns und die Beteiligung der Sparer hat zunächst nicht zu der von vielen befürchteten Kapitalflucht aus anderen Krisenländern geführt. Während die Einlagen in dem Inselstaat selbst im März erneut deutlich zurückgingen, verzeichneten die Banken in anderen Ländern wie Spanien oder Portugal einen Anstieg. Das geht aus den am Freitag veröffentlichten neuen Geldmengen- und Kreditdaten der Europäischen Zentralbank (EZB) hervor.”Das dürfte vermutlich ein Aufatmen in Brüssel auslösen”, sagte Martin van Vliet, Volkswirt bei der ING Bank, wobei er Europas Hauptstadt als Synonym für die Euro-Retter meint. Die befürchtete “Ansteckung” sei ausgeblieben, sagte er.Die Rettung Zyperns hatte eine hitzige Debatte ausgelöst, inwieweit Spareinlagen bei Banken im Euroraum noch sicher sind. In Zypern müssen die Sparer mit mehr als 100 000 Euro Einlagen in großem Stil mitzahlen für die Rettung oder Abwicklung der großen Banken. Für besonders viel Unsicherheit hatte gesorgt, dass bei einem ersten Rettungspaket auch jene mit weniger als 100 000 Euro herangezogen werden sollten. Das wurde schnell korrigiert. Trotzdem fürchteten viele negative Folgen für andere Länder.Die Debatte um die Spareinlagen im Euroraum hatte sogar weltweit ausgestrahlt. Selbst in den USA war es zu Diskussionen um die Sicherheit der Gelder gekommen. In Deutschland hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel eigens ihre frühere Garantiezusage erneuern lassen.Wie die neuen Zahlen der EZB belegen, sind die Einlagen der Haushalte und Unternehmen mit Sitz im Euroraum bei zyprischen Banken im März erneut deutlich zurückgegangen, von rund 38,9 Mrd. Euro auf 37,5 Mrd. – ein Minus von etwa 3,6 %. Aus Sorge vor einem Run auf die Banken waren diese tagelang geschlossen und erstmals in der Währungsunion waren Kapitalverkehrskontrollen eingeführt worden. “Die haben offenbar eine massivere Kapitalflucht verhindert”, so van Vliet. Am Donnerstag waren sie erneut ein wenig weiter gelockert worden.Van Vliet verwies darauf, dass der Abzug der Einlagen in Zypern dazu geführt hat, dass die Banken des Landes in zunehmendem Maße von der Notfallliquidität ELA der zyprischen Zentralbank abhängen. Ende März habe die Summe der mit Genehmigung der EZB ausgeliehenen Gelder bei 11,4 Mrd. Euro gelegen – gegenüber 10,2 Mrd. Euro im Februar.Im Gegensatz zu Zypern verzeichneten andere Krisenländer erneut einen Anstieg der Einlagen. In Spanien etwa kletterten sie um rund 0,9 % auf 949,1 Mrd. Euro, in Portugal um knapp 0,6 % auf 159,6 Mrd. Euro. Auch in Italien verzeichneten die Banken im März ein kräftiges Plus, um etwa 1,5 % auf 1,12 Bill. Euro. Das Land stand nach den Wahlen und wegen des politischen Stillstands zuletzt im Fokus der Märkte.