Katar auf Werbetour
Bei einem Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und einem Wirtschaftsforum warb der Emir von Katar für Investitionen in seinem öl- und gasreichen Land. Aber auch Deutschland sucht neue Investoren.ge Berlin – Die Beteuerung von Emir Tamim Bin Hamad Al Thani entspannte die Lage deutlich: “Katar hat und wird niemals terroristische Gruppen unterstützen”, betonte der Herrscher des gas- und ölreichen Kleinstaats auf der arabischen Halbinsel bei seinem gestrigen Empfang bei Bundeskanzlerin Angela Merkel. Dabei und bei einem gleichzeitig stattfindenden Wirtschaftsforum warben beide Seiten für mehr Investitionen und Aufträge aus dem jeweils anderen Land. “Wir freuen uns über jedes katarische Investment”, sagte Merkel nach dem Treffen. Der Emir widersprach Berichten, dass sein Land die radikalislamische Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Irak und Syrien finanziere. Zugleich räumte Al Thani Versäumnisse auf den Baustellen der Fußballstadien für die Weltmeisterschaft 2022 ein.Während Merkel für eine verstärkte Zusammenarbeit im Energiebereich und bei der Umwelttechnik warb, kündigte Wirtschafts- und Handelsminister Scheich Ahmed bin Jassim bin Mohammed Al Thani bei dem Wirtschaftstreffen weiter wachsende Investitionen Katars in nächster Zukunft an. Auch Ahmed Al-Sayed, CEO der Qatar Investment Authority, zeigte sich zusätzlichen Engagements gegenüber aufgeschlossen. “Wir sind ein freundlicher, langfristig orientierter und aktiver Investor.” In Deutschland hat Katar nach eigenen Angaben direkt und indirekt 18 Mrd. Dollar (13,9 Mrd. Euro) investiert – womit bei Volkswagen 17 % erworben wurden, bei der Deutschen Bank 5,83 %, bei Siemens 3,15 % und bei Hochtief 11,1 %. Nach Angaben Al-Sayeds will die Beteiligungsgesellschaft fünf, zehn, vielleicht 15 Jahre an ihren Investments festhalten. “Ich wäre froh, könnte ich weitere Investitionen in Deutschland tätigen”, fügte der katarische Vermögensverwalter an.Unterschiedliche Meinungen gab es zwischen Merkel und Vizekanzler Sigmar Gabriel beim Thema Rüstungsexporte. Während die Kanzlerin die Lieferung von Rüstungsgütern an den Golfstaat nicht ausschloss und betonte, dass dies in jedem Fall “eine einzelne Abwägung” sei, soll Wirtschaftsminister Gabriel Vertretern der Rüstungsindustrie am vergangenen Freitag nach Teilnehmerangaben gesagt haben, die Politik Katars erlaube keine Waffenlieferungen aus Deutschland. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters aus Industriekreisen verhindert die Bundesregierung seit Jahresbeginn die Ausfuhr von Panzerabwehr-Raketen des Typs Milan ER von Frankreich nach Katar. Die Raketen könnten nicht fertiggestellt werden, weil Komponenten aus Deutschland nicht geliefert würden.Deutschland sieht Katar, einen der größten Produzenten von Flüssiggas (LNG), als eine Alternative zu Russland. Merkel verwies auch darauf, dass Katar am Montag der von den USA angestrebten internationalen Allianz im Kampf gegen IS beigetreten sei. Die Kanzlerin betonte, dass der Golfstaat die Funktion eines Landes habe, das “Gesprächskontakte in alle Richtungen hat”.Der katarische Wirtschaftsminister warb für deutsche Investitionen in die Gas- und Ölindustrie sowie in das Gesundheitswesen, Forschung, Entwicklung, modernste Technologien und in die Infrastruktur.