Kauflust der Deutschen kühlt leicht ab

Konsumklima stagniert auf ausgesprochen hohem Niveau - Lohnplus stabilisiert Ausgabenverhalten

Kauflust der Deutschen kühlt leicht ab

Die Kauflaune der Deutschen hat einer Umfrage zufolge zwar einen kleinen Dämpfer erhalten, der Optimismus ist aber ungebrochen. Er kann sich zudem auf eine solide Einkommensbasis stützen. Wie die Bundesstatistiker mitteilten, sind die Reallöhne zuletzt deutlich gestiegen. Und auch 2016 sieht es nach einem kräftigen Lohnplus aus.lz Frankfurt – Wie das Marktforschungsunternehmen GfK mitteilt, ist das Barometer für das Konsumklima im April um 0,1 auf 9,4 Punkte gesunken. Das Niveau ist aber – gerade für deutsche Verhältnisse – nach wie vor sehr hoch, so dass vom Privatkonsum weiterhin starke Impulse für die Konjunktur ausgehen. Dies zeigen auch die aktuellen Daten der amtlichen Statistik. So stiegen die realen privaten Konsumausgaben 2015 um 1,9 %. Das ist der stärkste Anstieg seit dem Jahr 2000.Die Aussichten für den Konsum sind nach Einschätzung der GfK auch für das laufende Jahr sehr gut. Blieben die Energiepreise niedrig und die Beschäftigung hoch, könne auch 2016 ein gutes Jahr werden, meinen die Konsumforscher. Die GfK hat vor diesem Hintergrund die eigene Prognose bestätigt, wonach der private Konsum im laufenden Jahr um etwa 2 % zulegen wird.Sorgen bereitet den rund 2 000 befragten Konsumenten vor allem die etwas eingetrübte Konjunktur. Der dazugehörige Unterindikator verlor 2,9 Zähler und hält sich mit 0,5 Punkten nur noch knapp über seinem langjährigen Durchschnittswert von 0 Punkten. Offenbar seien die weltwirtschaftlichen Risiken und die konjunkturelle Abschwächung wichtiger Exportländer Deutschlands nicht ohne Wirkung geblieben, so die GfK.Davon abgeleitet schätzten viele Konsumenten auch ihre künftige Finanzlage weniger günstig ein als zuvor, was sich wiederum dämpfend auf die Kaufbereitschaft auswirkt. Dennoch bleiben etwa die Einzelhändler, die 2015 das größte Umsatzplus seit zwei Jahrzehnten schafften, zuversichtlich. “Insgesamt ist die Konsumstimmung trotz des Dämpfers noch auf einem hohen Niveau”, sagte Stefan Hertel vom Branchenverband HDE.Und ganz am aktuellen Rand scheint sich das Konjunkturbild auch wieder etwas aufzuhellen: Der Ifo-Geschäftsklimaindex ist zuletzt nach drei Rückgängen in Folge wieder angestiegen. Auch die deutsche Exportindustrie zeigt sich wieder optimistischer. Wie das Ifo-Institut mitteilte, gehen mehr Unternehmen als noch im Februar von Zuwächsen im Auslandsgeschäft aus. Der Index der Exporterwartungen stieg von 4,7 auf 6,4 Punkte.Die leichte Konsumeintrübung findet zudem in einem ausgesprochen sonnigen Umfeld statt. “Trotz der leichten Einbußen ist die Konsumlaune ungebrochen”, versichert auch GfK-Experte Rolf Bürkl. Und das liegt seines Erachtens vor allem an der gestiegenen Kaufkraft. Die Reallöhne legten um 2,4 % zu – so stark wie seit 2008 nicht mehr, wie das Statistische Bundesamt meldet. Vor allem für Beschäftigte mit eher unterdurchschnittlichen Verdiensten gab es hohe nominale Zuwachse (ungelernte Arbeiter + 4,1 %). Das wirkt sich unmittelbar auf den Konsum aus, weil Personen in dieser Einkommenskategorie üblicherweise eine besonders hohe Konsumquote aufweisen. Ursache für den Einkommenssprung dürfte vor allem die Einführung des Mindestlohns sein.Die Statistiker gehen davon aus, dass die gute Lohnentwicklung anhält: Die Steigerung der tariflichen Monatsverdienste inklusive Sonderzahlungen für Januar (+2,6%) und Februar (+2,4%) würden ein deutliches Lohnplus auch für das Gesamtquartal erwarten lassen, prognostizieren die Ökonomen.—– Wertberichtigt Seite 6