IFO-GESCHÄFTSKLIMA

Keine Panik

Jetzt also doch? Trifft der viel befürchtete "Brexit-Schock" nun doch noch die deutsche Wirtschaft? Seit dem überraschenden Votum der Briten im Juni, die EU verlassen zu wollen, wurden alle Konjunkturdaten genauestens auf den Referendumseinfluss hin...

Keine Panik

Jetzt also doch? Trifft der viel befürchtete “Brexit-Schock” nun doch noch die deutsche Wirtschaft? Seit dem überraschenden Votum der Briten im Juni, die EU verlassen zu wollen, wurden alle Konjunkturdaten genauestens auf den Referendumseinfluss hin abgeklopft. Bislang waren große Rückschläge ausgeblieben. Nun aber hat es den Ifo-Geschäftsklimaindex erwischt – immerhin Deutschlands wichtigstes Konjunkturbarometer. Dennoch besteht jetzt kein Anlass für Schwarzmalerei.Die Vorgaben für den Ifo waren zuletzt uneinheitlich, aber in der Tendenz positiv: Die ZEW-Konjunkturerwartungen legten zu, während der Einkaufsmanagerindex fiel. Allerdings hielt er sich sehr solide. Nun aber ist der Ifo-Index entgegen den Erwartungen nicht leicht gestiegen, sondern um satte 2,1 auf 106,2 Punkte abgesackt – solch einen starken Rückgang gab es zuletzt im Mai 2012, auf dem Höhepunkt der Euro-Schuldenkrise.Beim Ifo selbst wird das ohne nähere Erläuterungen mit einem Sommerloch erklärt, doch natürlich nennen Experten einen weiteren Grund: genau, das Brexit-Votum. Schien es also bislang so, als blieben die Unternehmen gelassen und als würden sie sich nicht von der anfänglichen Aufregung an den Finanzmärkten anstecken lassen, so könnte man nun glauben, dass die Unsicherheit umso stärker durchschlägt. Denn zum Rückgang haben beide Komponenten des Index beigetragen: die Lagebeurteilung und die Erwartungen.Wie die Vergangenheit lehrt, brauchen die Unternehmen hierzulande tatsächlich öfter mal länger, um überraschende Nachrichten zu verdauen. Erklären könnte man das Umfrageergebnis aber in der Tat durchaus auch mit dem Sommerloch: In der Urlaubszeit sind Unregelmäßigkeiten bei solchen Umfragen nicht ungewöhnlich. Noch wichtiger aber ist, dass sich die harten Konjunkturdaten bislang als stabil erweisen. Dass die wirtschaftliche Dynamik nach dem starken Jahresauftakt nicht gehalten wird, war zu erwarten. Die Wirtschaft hat aber im Frühjahr mit 0,4 % stärker zugelegt als gedacht. Die Industrieproduktion ist gestiegen, die Baubranche läuft weiter rund und der Arbeitsmarkt zeigt auch keine Schwächen. Lediglich in den exportorientierten Branchen, wie etwa der stark mit Großbritannien verflochtenen Automobilindustrie, hat die Stimmung deutlich nachgelassen.Dass die Brexit-Unsicherheit spurlos an den deutschen Unternehmen vorbeigeht, hat nie jemand behauptet: Bis es zum Ausstieg kommt, dauert es aber noch Jahre. Und wie dieser dann aussieht, weiß niemand. Vor allem kurzfristig besteht mit Blick auf die deutsche Wirtschaft kein Grund, in Panik zu verfallen.