Keine rosigen Aussichten für Chinas Exporte

Neue Enttäuschung - Trump als Unsicherheitsfaktor

Keine rosigen Aussichten für Chinas Exporte

nh Schanghai – Beim Exportweltmeister China läuft der Außenhandel weiterhin nicht rund. Zur Überraschung der Experten knickten die Ausfuhren aus dem Reich der Mitte im Dezember gegenüber Jahresfrist erneut empfindlich um 6,1 % ein. Damit sind Chinas Exporte praktisch über das gesamte Jahr 2016 hinweg rückläufig gewesen. Im November hatte es Anzeichen für eine positive Wende gegeben. So hatten die chinesischen Zollbehörden für diesen Monat ein leichtes Plus um 0,1 % avisiert, das bei den Marktteilnehmern Hoffnungen auf eine Erholung des chinesischen Außenhandels geweckt hatte. Tatsächlich aber erklärte die Behörde am Freitag, dass der Novemberwert nachträglich korrigiert werden musste und tatsächlich ein Minus von 1,6 % ansteht. “Antiglobalisierung”Insgesamt nun steht für das Gesamtjahr 2016 in Dollar gerechnet ein Rückgang der chinesischen Ausfuhren um 7,6 % zu Buche, was als Enttäuschung gelten muss. Einen ähnlichen Rückschlag hatte man zuletzt im Jahr 2009 gesehen, als Chinas Außenhandel von den Auswirkungen der globalen Finanzkrise in Europa und den USA stark beeinträchtigt worden war. Die gegenwärtige Misere wurde von einem Sprecher der Zollbehörde am Freitag als Reflex eines offenkundigen Trends zur Antiglobalisierung erklärt, bei dem sich China als größtes Opfer erweise.Auch die Perspektiven für das laufende Jahr sehen nicht rosig aus. China muss befürchten dass der kommende US-Präsident Donald Trump seine Drohungen aus dem Wahlkampf wahr macht und chinesische Ausfuhren in die Vereinigten Staaten kategorisch mit Strafzöllen belegt, die in einem Extremszenario bis zu 45 % betragen könnten. Im zurückliegenden Jahr ist Chinas Handelsüberschuss gegenüber den USA mit 251 Mrd. Dollar nur geringfügig um etwa 10 Mrd. Dollar geschrumpft. Jüngst hatte auch die noch amtierende US-Regierung eine erneute Beschwerde wegen Subventionen im chinesischen Aluminiumsektor bei der Welthandelsorganisation WTO eingelegt, die nach Ansicht Washingtons markt- und wettbewerbsverzerrende Preise für chinesische Aluminiumprodukte auf den Weltmärkten nach sich ziehen. Importe etwas flotterEtwas freundlicher sieht das Bild auf der Importseite aus. So kamen die Einfuhren im Dezember um 3,1 % voran, doch hatten Analysten mit einem Plus um etwa 5 % gerechnet, weil im Vorfeld des chinesischen Neujahrsfests Ende Januar eine besonders kräftige Wareneinfuhr verbunden ist. China-Ökonomen bei der Nord/LB sprechen dennoch von robusten Zahlen zu den wert- und auch mengenmäßigen Einfuhren, die auf eine Dynamik der Binnenwirtschaft hindeuten. Im Gesamtjahr 2016 sind die Einfuhren wertmäßig um 5,5 % zurückgefallen, wobei aber auch die über weite Strecken des Jahres sehr niedrigen Rohstoffpreise eine Rolle spielten.Chinas Handelsministerium dürfte mit Blick auf die reichlichen Unabwägbarkeiten in der Entwicklung des Außenhandels auf eine offizielle Zielmarke für das Jahr 2017 erneut verzichten. Im vergangenen Jahr hatte man bereits ein förmliches Wachstumsziel für den Außenhandel gestrichen, nachdem die Vorgaben in den Jahren 2013 bis 2015 jeweils nicht erfüllt werden konnten.