KfW warnt vor neuer Wachstumsschwäche

Chefvolkswirt Zeuner fordert Zukunftsagenda gegen Demografiefolgen

KfW warnt vor neuer Wachstumsschwäche

lz Frankfurt – Der Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe, Jörg Zeuner, verlangt von der Politik energischere Schritte gegen die bevorstehende demografisch bedingte Wachstumsabschwächung. Die vielfach beklagte anhaltende Investitionszurückhaltung von Unternehmen ist seiner Ansicht nach bereits eine Folge der unsicheren Zukunftsperspektiven, betonte er im Interview der Börsen-Zeitung und forderte “eine Art Zukunftsagenda”. Die gute Konjunktur verdecke die Probleme derzeit nur.Wenn nicht gegengesteuert wird, läuft Deutschland seiner Meinung nach zudem Gefahr, dass sich die Investitionsschwäche noch verfestigt und verstärkt. “Die Unternehmer sind vorsichtig und halten sich mit Investitionen zurück. Wir müssen aufpassen, dass das nicht in einen Teufelskreis mündet, wo dieser Pessimismus erst hervorbringt, wovor er sich ängstigt”, warnt er. Das ständige Hinausschieben von Entscheidungen und die stete Sorge um den Bestand der Eurozone etwa seien nicht investitionsfördernd. Die erratische Energiepolitik hält er ebenfalls für gefährlich. “Die sich immer wieder ändernden Rahmenbedingungen sind Gift für jeden Investitionsplan.”Die demografischen Veränderungen werden nach Zeuners Einschätzung zwar für etwas geringeres Wachstum sorgen, doch einen regelrechten Wachstumseinbruch erwartet er nicht – sofern die Politik mit klugen Weichenstellungen gegensteuert. Hierzu zählt er die Zuwanderung, bei der man mehr auf die Qualität achten müsse. Zugleich sei die Produktivität durch mehr Investitionen zu steigern. Am Geld mangelt es seines Erachtens dabei nicht, sondern an Investitionsmöglichkeiten. “Der Engpass ist der Investor, nicht der Sparer.” Mit den richtigen Weichenstellungen könne auch ein Pro-Kopf-Wachstum von 2 % gehalten werden.Bessere Rahmenbedingungen für Investitionen sind nach seiner Ansicht auch notwendig, um eine mögliche Abwanderung von Unternehmen zu verhindern. Denn am Ende werde die Rente vom realen Einkommen bezahlt. Deshalb müssten die Arbeitsplätze hier erhalten werden. “Allein der starre Blick auf die Schuldenquote verstellt die Sicht auf unser Wachstumsproblem, das wir jetzt angehen müssen mit mehr Investitionen und dem richtigen Ausgabenmix.”—– Interview Seite 7