COP27

Klimagipfel sorgt für viel Enttäuschung

Unter den Ergebnissen der Klimakonferenz in Ägypten sticht allein die Einigung auf den gemeinsamen Geldtopf zum Ausgleich von Klimaschäden hervor. Die genaue Ausgestaltung bleibt allerdings offen.

Klimagipfel sorgt für viel Enttäuschung

ba Frankfurt

Umweltorganisationen und Politiker sind enttäuscht von den Ergebnissen der zweiwöchigen Klimakonferenz in Ägypten. Die rund 200 Teilnehmerstaaten verständigten sich am Sonntag zwar auf einen Fonds für den Ausgleich klimabedingter Schäden in den ärmsten und verletzlichsten Ländern – Ausgestaltung und Geberstaaten wurden allerdings nicht festgezurrt. Zudem er­neuerten sie ihr 2021 in Glasgow getroffenes Bekenntnis zum schrittweisen Abschied von der Kohle. Auf den gleichfalls geforderten Ausstieg aus sämtlichen fossilen Brennstoffen – also Öl und Gas – wollten sich die Teilnehmer der COP27 nicht einlassen. Im Abschlussdokument findet sich erstmals die Forderung nach dem Ausbau erneuerbarer Energien – nicht aber die Forderung der EU, dass vor 2025 der Höchststand der Treibhausgasemissionen weltweit erreicht sein muss.

Kritisiert wurde vor allem, dass die Teilnehmer der COP27 die konkrete Ausgestaltung des Klimafonds schuldig geblieben sind. UN-Generalsekretär António Guterres erklärte laut der Nachrichtenagentur Reuters, dass der angestrebte Fonds wichtig sei. „Aber er ist keine Antwort darauf, wenn die Klimakrise einen kleinen Inselstaat von der Landkarte spült – oder ein ganzes afrikanisches Land in eine Wüste verwandelt.“ Entwicklungsministerin Svenja Schulze mahnte, „dass alle einzahlen müssen, die das Klimadesaster mit verursacht haben“. Dazu gehörten vor allem die größten Emittenten USA, China und natürlich auch die EU.

Die COP27 stehe „für ein weiteres verlorenes Jahr beim klaren Adressieren der Ursache der Klimakrise: dem Verbrennen fossiler Energien“, urteilte Viviane Raddatz, Leiterin Klimaschutz und Energiepolitik bei der Umweltschutzorganisation WWF. So drohe der Finanzrahmen für Schäden und Verluste zu einem „Fonds für das Ende der Welt“ zu werden. Ottmar Edenhofer, Direktor am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, mahnte, den Fokus nicht zu sehr auf Klimakonferenzen zu legen. „Wir sollten uns mit der Zeit dazwischen befassen, und wir sollten jetzt anerkennen, dass wir nicht nur eine Ambitionslücke haben, sondern dass wir eine klaffende Implementierungslücke haben.“

Aufrechterhalten blieb die Vereinbarung auf das 1,5-Grad-Ziel. „Leider wurden jedoch weder eine Verpflichtung der weltweit größten Emittenten zum schrittweisen Ausstieg aus der Nutzung fossiler Brennstoffe noch neue Zusagen zur Eindämmung des Klimawandels erreicht“, monierte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Die COP27 sei ein kleiner Schritt in Richtung Klimagerechtigkeit, „aber es ist noch viel mehr für den Planeten nötig“.

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock mahnte, man dürfe sich nicht täuschen lassen: Zwar stehe die „Lücke zu 1,5 Grad“ weiter klaffend offen und einige Staaten hätten jeden Versuch, sie ein Stück zu schließen, blockiert. Doch „die allermeisten Staaten weltweit setzen ihre Zukunft auf Solar und Wind, nicht auf Öl und Kohle“, sagte Baerbock. Entwicklungsministerin Schulze begrüßte „das klare Bekenntnis der Weltgemeinschaft, dass die Entwicklungsbanken deutlich mehr für den Klimaschutz tun müssen“. Das gebe ihr Rückenwind, die mit den USA angestoßene Reform der Weltbank und anderer Finanzinstitutionen voranzutreiben. Klimaforscher Johan Rockström mahnte laut dpa, der Stimme der Wissenschaft bei Klimakonferenzen mehr Gewicht zu geben.