„Klimakrise beeinträchtigt Wohlstand erheblich“
ahe Berlin
Der wirtschaftliche Schaden durch den Klimawandel könnte sich in Deutschland bis zum Jahr 2050 auf bis zu 910 Mrd. Euro summieren – wenn nicht mit entsprechenden Investitionen gegengesteuert wird. Dies ist das Ergebnis einer neuen Studie im Auftrag des Bundeswirtschafts- und des Bundesumweltministeriums, in der das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), die Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung (GWS) und die Prognos AG verschiedene Szenarien durchspielen. Auch bei einem schwachen Klimawandel entstünden demnach Kosten durch Extremwetterereignisse von 280 Mrd. Euro. In einem mittleren Szenario sind es 530 Mrd. Euro bis zur Mitte des Jahrhunderts.
Zu den Schäden zählen die Autoren der Studie unter anderem zerstörte Gebäude und Infrastrukturen, Produktionseinbußen wegen des Ausfalls von Arbeitnehmern oder Problemen bei Zulieferern, Ernteausfälle oder Gesundheitskosten. In der Studie hieß es, die genannten Schäden seien „Untergrenzen“. Denn hinzu kämen finanziell nicht messbare Schäden wie gesundheitliche Beeinträchtigungen, Todesfälle durch Hitze und Überflutungen, der Verlust von Artenvielfalt oder die Minderung von Lebensqualität. Allein von 2018 bis 2021 sind der Studie zufolge Klimaschäden in Deutschland von 80 Mrd. Euro entstanden. Die Hälfte dieser Summe entfällt auf das Jahrhunderthochwasser 2021 im Ahrtal. „Die Folgen der Klimakrise beeinträchtigen den Wohlstand in Deutschland erheblich“, warnte Umweltstaatssekretärin Christiane Rohleder.
Für das Jahr 2050 würde das einen Verlust des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 0,6 bis 1,8% bedeuten – wenn nicht gegengesteuert wird. Denn, so die Autoren der Studie, mit entsprechenden Anpassungsmaßnahmen könnten die genannten Kosten deutlich verringert werden: im Szenario eines schwachen Klimawandels vollständig, im mittleren Szenario um die 80% und im stärkeren um rund 60%. Im schlimmsten Szenario könnten die Klimakosten also mit politischen Maßnahmen von 910 auf 350 Mrd. Euro verringert werden.
Genannt werden hier unter anderem „naturbasierte Lösungen“, etwa die Kohlenstoffspeicherung in Vegetation und Boden durch den Erhalt von Wäldern oder Mooren. „Jeder in den Klimaschutz investierte Euro verringert die volkswirtschaftlichen Kosten, die durch Extremwetterereignisse künftig entstehen können“, betonte Wirtschaftsstaatssekretär Stefan Wenzel. Die Ministerien kündigten in diesem Zusammenhang ein „Klimaanpassungsgesetz“ an, das derzeit unter Federführung des Bundesumweltministeriums erarbeitet wird und das messbare Ziele enthalten soll. Ein Gesetzentwurf soll bereits in Kürze in die Ressortabstimmung der Ampel-Koalition gegeben werden. Geplant werde damit ein „strategischer Handlungsrahmen für die Klimaanpassung“.