Kommunikation der Fed im Brennpunkt
det Washington – Zwar bleibt eine klare Mehrheit der Analysten bei ihrer Überzeugung, dass die US-Notenbank frühestens im September wieder an der Zinsschraube drehen wird. Gleichwohl spekulieren einige Auguren darüber, dass durch die jüngste kommunikative Panne der Fed in der am Dienstag beginnenden Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) neue Hinweise auf die Zinswende geliefert werden könnten.Ende Juni hatte die Fed versehentlich Voraussagen ihrer Stabsökonomen auf ihrer Website publiziert. Deren Veröffentlichung war erst in fünf Jahren vorgesehen. Die Panne lieferte den Kritikern Munition, welche die Währungshüter unter strengere Aufsicht stellen wollen. “Es handelt sich um einen weiteren Beweis dafür, wie dringend notwendig umfassende Reformen bei der Fed sind”, schimpfte der republikanische Abgeordnete Jeb Hensarling, Vorsitzender des Finanzdienstleistungsausschusses im Repräsentantenhaus. Differenzen in der AnalyseAus der Sicht von Bankvolkswirten wichtiger sind darin zutage getretenen Differenzen zwischen internen Analysten und den Mitgliedern des Lenkungsgremiums. So unterstellten die Ökonomen nebst einer langsameren Konjunkturerholung auch ein graduelleres Vorgehen bei der Zinswende. Die Stabsmitarbeiter erwarten, dass der Tagegeldsatz bis Ende 2015 auf 0,35 % steigen und 1,26 % bis Ende 2016 sowie 2,12 % bis Ende 2017 erreichen wird. Dem zugrunde liegt die Annahme, dass die Wirtschaftsleistung langsamer zunehmen und die Arbeitslosenquote nicht so deutlich zurückgehen wird wie vom FOMC angenommen. Nationalökonom Tim Duy von der Universität von Oregon sagt, angesichts der entstandenen Verwirrung könnten die Währungshüter nun konkretere Hinweise auf den Zeitpunkt der Zinswende liefern. “Ursprünglich wollte das FOMC schon im Juni den Tagegeldsatz erhöhen, wurde dann aber mit schwachen Konjunkturdaten konfrontiert”, so Duy. Die robuste Erholung, verbunden mit unmissverständlichen Anspielungen Yellens sowie mit der Kommunikationspanne setzten den Ausschuss unter Zugzwang. Vorstellbar sei die Aussage, dass “aktuelle Daten eine Zinserhöhung in der unmittelbaren Zukunft angemessen erscheinen lassen”.Anders sieht es Josh Shapiro, Chefökonom beim Financial-Consulting-Unternehmen MFR. “Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir konkretere Signale für eine Straffung im September erhalten werden”, sagt Shapiro. “Damit würde sich das FOMC selbst unnötigen Druck auferlegen.” Einig sind sich Analysten darüber, dass in der laufenden Zinsdebatte den neuesten Konjunkturdaten zentrale Bedeutung zukommt, besonders dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) im zweiten Quartal sowie dem Arbeitsmarktbericht für Juli. Einen Hinweis auf eine stetige Erholung lieferte am Montag das Handelsministerium. Es meldete für Juni einen Anstieg des Auftragseingangs für langlebige Güter um 3,4 %. Auch ohne Berücksichtigung der schwankungsanfälligen Transportkomponente stiegen die Bestellungen um 0,8 %.