Konjunktur im Euroraum floriert

Gesamtwirtschaftlicher Einkaufsmanagerindex auf höchstem Niveau seit sechs Jahren

Konjunktur im Euroraum floriert

Die Konjunktur in der Eurozone nimmt immer mehr Schwung auf. Das folgt aus dem Einkaufsmanagerindex für die Gesamtwirtschaft, der im März so hoch stand wie seit sechs Jahren nicht mehr.ks/ms Frankfurt – Die Wirtschaft in Euroland gewinnt an Auftrieb hinzu und hat inzwischen ein Wachstumsniveau erreicht wie zuletzt vor sechs Jahren. Dies zeigt der endgültige Einkaufsmanagerindex Composite für März, den IHS Markit gestern veröffentlichte. Er kletterte gegenüber Februar saisonbereinigt um 0,4 auf 56,4 Punkte. Auch wenn mit dem finalen Wert die vorläufige Indikation für März (56,7 Zähler) etwas unterschritten wurde, weist der Index mit seinem Stand weit oberhalb der Stagnationsmarke von 50 Punkten auf lebhafte Expansion hin.Für Chris Williamson, Chef-Ökonom bei IHS Markit, ist der Konjunkturaufschwung “wahrlich beeindruckend”. Mit 0,6 % dürfte seiner Einschätzung nach das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts in der Eurozone im ersten Quartal 2017 so hoch ausfallen wie seit dem Frühjahr 2011 nicht mehr.Die Belebung der Konjunktur Eurolands erfolgt auf breiter Front. So hat, wie bereits gemeldet, die Industrie nochmals Fahrt aufgenommen. Ihr Einkaufsmanagerindex legte um 0,8 auf 56,2 Punkte zu (vgl. BZ vom 4. April). Der Dienstleistungssektor schaltete ebenfalls einen Gang höher, wie IHS Markit nun mitteilte. Der Service-Index rückte im März um 0,5 auf 56,0 Zähler vor.Auch geografisch gesehen findet der Aufschwung auf breiter Basis statt, wie die jeweiligen Composite PMIs der größten Euro-Volkswirtschaften zeigen: Für Deutschland und Frankreich signalisieren sie Williamson zufolge jeweils eine Wachstumsrate von 0,6 %, während es in Spanien im ersten Quartal 2017 “sogar um 0,8 bis 0,9 % aufwärtsgehen dürfte”. Und auch in Italien sollte die Wirtschaftsleistung “trotz der leichten Abkühlung im März mit einer Rate von 0,3 bis 0,4 % zulegen”.Sehr günstig sind laut der jüngsten Umfrage von IHS Markit unter rund 5 000 Industrie- und Dienstleistungsunternehmen der Eurozone die Aussichten für den Arbeitsmarkt. Es laufe derzeit der “stärkste Beschäftigungsaufbau seit nahezu zehn Jahren” ab, sagte Williamson.Der anhaltend starke Preisauftrieb dürfte sich dem IHS-Markit-Chefvolkswirt zufolge in den nächsten Monaten auch in den Verbraucherpreisen niederschlagen. “Wahrscheinlich wird die Europäische Zentralbank ihre Zügel jedoch zumindest bis weit in die zweite Jahreshälfte hinein locker lassen”, betonte Williamson, merkte aber an: “Angesichts unserer aktuellen Daten steigt die Wahrscheinlichkeit auf eine anziehende Geldpolitik jedoch bereits Anfang 2018.” Weidmann will raschen ExitUnter den Notenbankern ist zuletzt eine Debatte über den richtigen Zeitpunkt für den Ausstieg und die richtige Strategie entbrannt. Bundesbankpräsident Jens Weidmann drang nun erneut auf einen baldigen Einstieg in den Ausstieg. Es gehe nicht um eine geldpolitische Vollbremsung, sondern darum, “den Fuß nicht mehr durchgedrückt auf dem Gaspedal zu lassen, sondern ihn leicht anzuheben”, sagte er der “Zeit”. Der Zeitpunkt für eine solche Entscheidung “nähert sich aus meiner Sicht”. Er würde es “begrüßen”, wenn die EZB in einem Jahr keine Anleihen mehr kaufe.Die breite Mehrheit im EZB-Rat aber spielt bislang auf Zeit. Diese Notenbanker sorgen sich insbesondere, weil der zugrundeliegende Inflationsdruck weiter schwach ist und es viele politische Risiken für die Eurozone und das Wachstum gebe.