Konjunkturflaute dämpft Arbeitsmarkt
Konjunkturflaute dämpft Arbeitsmarkt
IAB: Zahl der Arbeitslosen wird 2023 und 2024 zunehmen – Inflation und Zinsen belasten
ast Frankfurt
Die hohe Inflation, steigende Zinsen und eine maue Nachfrage aus dem Ausland bremsen die Konjunktur in Deutschland. Das macht sich bereits auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar. Die Zahl der Arbeitslosen wird in diesem und auch im nächsten Jahr steigen. Das geht aus der Prognose für 2023 und 2024 hervor, die das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) am Freitag vorgestellt hat. Insgesamt erwarten die Forscher für 2023 einen Rückgang des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,6%, für 2024 hingegen ein Wachstum von 1,1% – vorausgesetzt, dass die Inflation erheblich sinkt.
Hohe Langzeitarbeitslosigkeit
"Der Wirtschaftsabschwung hat sich in Deutschland festgesetzt", erklärte IAB-Forschungsleiter Enzo Weber. "Das macht sich auch auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar, gemessen an der schwachen Konjunktur hält er sich aber vergleichsweise gut.“ Die Ökonomen rechnen mit einem Plus von 190.000 Arbeitslosen im laufenden und weiteren 60.000 Arbeitslosen im kommenden Jahr. Zudem seien die Jobchancen von Menschen ohne Arbeit aktuell so niedrig wie zu Hochzeiten während der Pandemie. Eine Erholung blieb hier laut Weber schlicht aus. Entsprechend hoch liege die Langzeitarbeitslosigkeit, so die Experten. Diese liegt laut IAB derzeit deutlich über dem Niveau von vor der Pandemie. "Trotz des hohen Arbeitskräftebedarfs zeigen sich hier Verfestigungstendenzen", schreiben die Forscher. Dies zeige sich auch in der Arbeitslosigkeit von Geringqualifizierten, die ebenfalls deutlich über dem Stand von 2019 liege.
Beschäftigung steigt
Trotz der mauen Konjunktur erwartet das IAB, dass die Zahl der Erwerbstätigen in diesem Jahr um 310.000 Personen über der des Vorjahres liegen wird. Auch für 2024 wird mit einem Anstieg von 160.000 Personen gerechnet. Laut Prognose ebenfalls steigen wird die Zahl sozialversicherungspflichtig Beschäftigter. Für 2023 erwarten die Experten allerdings einen relativ geringen Anstieg von 250.000 auf 34,76 Millionen. Am stärksten dürften demnach die öffentlichen Dienstleister wachsen, gefolgt von der Erziehung und Gesundheit. In Forst- und Landwirtschaft sowie im Baugewerbe erwartet das Institut hingegen Rückgänge. Im Schnitt werden die Deutschen auch mehr arbeiten – die Forscher erwarten ein Plus von 0,2% in diesem und 0,6% im nächsten Jahr.
Verhaltener Optimismus
Weber zeigt sich dennoch vorsichtig optimistisch. "Die Erwerbstätigkeit reagiert in Deutschland seit der Weltfinanzkrise im Jahr 2009 wesentlich robuster auf konjunkturelle Schwankungen als davor", erklärte der IAB-Ökonom. "Diese grundsätzliche Stabilität kommt dem Arbeitsmarkt auch bei der Verarbeitung des wirtschaftlichen Schocks infolge des Krieges gegen die Ukraine zugute." Allerdings stehe die Entwicklung von Wirtschaft und Arbeitsmarkt angesichts der aktuell schwachen Konjunktur, großer Veränderungen hin zu einer grünen Wirtschaft und der generellen Knappheit von Personal vor großen Herausforderungen. "Es braucht daher ein umfassendes Transformationsprogramm", so Weber. Dabei gehe es um Investitionsförderung, Infrastruktur und die Sicherung von Fachkräften.